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8.5.3.1 - Florenz, Dom, Baptisterium S. Giovanni, Skizze, perspektivische Innenansicht



8.5.3.1 - Florenz, Dom, Baptisterium S. Giovanni, Skizze, perspektivische Innenansicht


Inventar Nr.: GS 12359
Bezeichnung: Florenz, Dom, Baptisterium S. Giovanni, Skizze, perspektivische Innenansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 12.12.1868
Geogr. Bezug: Florenz
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 23,5 x 15,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Florenz d. 12 Dez 68. / Battisterio" (Graphit)
in der Darstellung: "Ornamente"; "2 Engel"; "Engel mit [...]"; "6 [...] / 12 Apostel / sitzen"; "3 sitzende Figuren / mit sel. im Schoß"; (nicht lesbar); "Gräber"; "Helle" (Graphit)


Katalogtext:
Hugo Schneider hatte auf seiner Italienreise 1868/69 den Auftrag, bedeutende Mosaiken der Antike und des Mittelalters für den Aachener Ehrenstiftsherrn Franz Bock zu kopieren. Möglicherweise fertigte er dabei auch Zeichnungen der Mosaiken des Baptisteriums S. Giovanni auf dem Platz vor dem Florentiner Dom an, worauf diese Zeichnung hindeutet.
Das Baptisterium gehört zu den ältesten erhaltenen Sakralbauten der Stadt; ein im 9. Jahrhundert bereits erwähnter Vorgängerbau wurde in den Jahrzehnten um 1100 durch den oktogonalen Neubau ersetzt, dem 1202 im Westen ein kleiner rechteckiger Chor angefügt wurde. Aufwendige Marmor-Verplattungen schmücken den Außenbau des Baptisteriums und bedecken auch die Wände im Inneren, so daß der plastische Schmuck auf Gesimse, Basen und Kapitelle sowie auf die bedeutenden Bronzeportale des 14. und 15. Jahrhunderts beschränkt ist. Die Innenschale der Kuppel wurde jedoch zwischen 1220 und 1330 von venezianischen Meistern mit farbigen Mosaiken auf Goldgrund ausgeziert.
Schneider wählte seinen Standpunkt in der Nordost-Ecke des Baptisteriums, so daß man auf den Chor im Westen und die südwestliche Wand blickt. Die architektonische Gliederung der Mauern und die Grundzüge der schwarz-weißen Marmorverkleidung sind richtig angedeutet, Details aber ebenso grob skizziert wie die beiden Segmente des achtseitigen Gewölbes, das den Raum abschließt. Immerhin erfaßte er mit der Westseite jenen Teil des Mosaiks, der eine von den übrigen Seiten abweichende Gliederung erhalten hat: Christus als thronender Weltenrichter auf dem Regenbogen beherrscht die Darstellung, zu seinen Füßen öffnen sich die Gräber zum Jüngsten Gericht. Die Gewölbesegmente links und rechts sind thematisch noch dem thronenden Christus zugeordnet, aber bereits in sechs waagerechte Zonen unterteilt, wie auch die übrigen Gewölbefelder, die Schneider nicht erfaßt. Die oberste Zone ist ornamental gestaltet, darunter sind umlaufend die Engelchöre dargestellt. Engel blasen die Posaunen des Jüngsten Gerichts, andere halten die Leidenswerkzeuge Christi. In der untersten Bildzone sind links von Christus die Seligen und die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob mit Seelen im Schoß, rechts die Verdammten in der Hölle dargestellt, darüber flankieren Maria, Johannes der Täufer und die zwölf Apostel den Weltenrichter. Szenen aus der Schöpfungsgeschichte, dem Leben Jesu, Johannes des Täufers und des hl. Josef vervollständigen das Programm in den nicht dargestellten Gewölbeteilen.
Schneiders Interesse richtete sich weniger auf die konkrete Durchbildung der Engel und Heiligen als vielmehr auf das Gesamtprogramm des thronenden Christus und seiner Umgebung, wie es gerade für die bevorstehenden Restaurierungsarbeiten in Aachen von Bedeutung sein mußte. Akribisch notierte er in seiner Skizze, wer und was an welcher Stelle dargestellt ist, und verzichtete auf eine zeichnerische Ausformulierung. Auch im Falle des Aachener Münsters, für dessen Innendekoration Schneider 1868/69 einen Entwurf ausarbeiten sollte, war ein achteckiger Raum auszugestalten, den ein achtseitiges Klostergewölbe überfängt, auch dort war als Hauptmotiv eines Kuppelmosaiks aus mittelalterlicher Zeit ein thronender Christus überliefert, den man wiederherzustellen gedachte. Da zugleich überliefert war, daß unterhalb des Pantokrators im Aachener Mosaik die 24 Ältesten zu sehen waren, die sich nach der Vision in der Apokalypse des Johannes von ihren Thronen erheben und Christus ihre Kronen darbringen, ließ sich das Florentiner Programm zwar für das Aachener Kuppelmosaik nicht ernsthaft in Vorschlag bringen, doch war dort auch noch der achteckige Tambour auszuschmücken, für dessen ursprüngliche Ausgestaltung es keine Überlieferung gab. In den Entwurf Schneiders für Aachen ging das Florentiner Programm letztlich nicht ein, da eine Orientierung an spätantik-frühmittelalterlichen Vorlagen gewünscht war.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



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