2.6.9.26 - Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Bergfried, 2. Obergeschoß, Rittersaal, Entwurf für einen neogotischen Konsoltisch, Vorderansicht



2.6.9.26 - Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Bergfried, 2. Obergeschoß, Rittersaal, Entwurf für einen neogotischen Konsoltisch, Vorderansicht


Inventar Nr.: GS 6973
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Bergfried, 2. Obergeschoß, Rittersaal, Entwurf für einen neogotischen Konsoltisch, Vorderansicht
Künstler: Johann Christian Ruhl (1764 - 1842)
Datierung: um 1800
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "D&CBLAUW"
Maße: 23 x 17 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: über der Darstellung: "Consol Tisch unter die Waffen Gruppen des Felsenburger Saals. / auch könte statt der gothischen Figuren in jedes Feld daß Wappen der Statt kommen die zu dem Fürstenthum gehören" (Feder in Schwarz)
über der Darstellung: "von Ruhl" (Graphit)


Katalogtext:
Die Entwurfszeichnung eines neogotischen Tisches kann aufgrund der Beschriftung ("Consol Tisch unter die Waffen Gruppen des Felsenburger Saals. / auch könte statt der gothischen Figuren in jedes Feld daß Wappen der Statt kommen die zu dem Fürstenthum gehören") dem Rittersaal des Bergfrieds zugeordnet werden. Der Tisch sollte dort vermutlich zwischen den Spitzbogenfenstern unterhalb der ovalen Wandfelder mit den hessischen Wappen und Trophäen (s. GS 5711) aufgestellt werden. Die bis 1794/95 als Felsenburg bezeichnete Anlage hatte nach dem Entwurf von Heinrich Christoph Jussow eine barock-klassizistische Wandgestaltung erhalten. Wolfgang Riedl wertete die Zeichnung trotz der offensichtlich späteren Zuordnung ("von Ruhl") auf der Vorderseite des Blattes als einen Alternativentwurf von Johann Christian Ruhl, dessen Handschrift er anhand des Beschriftungstextes identifizierte (Riedl 1993, S. 370).
Der in Vorderansicht gezeigte Tisch entspricht einem Möbeltyp, den Ruhl in verschiedenen Varianten zeichnete und in mehreren Modellen auch anfertigte. Spiralförmig gerillte Beine, die oben in einer Blattmanschette enden, tragen eine gerade Zarge mit umlaufenden Randleisten, auf der die profilierte Tischplatte aufliegt. Der Zargenkasten ist mit einer Spitzbogenarkatur neogotisch geschmückt, wobei die Mitte durch ein Rundmedaillon mit einem knienden Engelrelief akzentuiert wird. Ähnliche Entwürfe für Konsoltische gehören zu dem Konvolut, das vom Verein für hessische Geschichte und Landeskunde an die Graphische Sammlung abgegeben worden ist (L GS 13926 - L GS 13933). Die Zargen sind jeweils mit Ornamentbändern verziert, z. T. wird die Mitte durch ein Medaillon besonders hervorgehoben (L GS 13929, L GS 13932, L GS 13933. Allerdings sind alle diese Konsoltischentwürfe im klassizistischen Stil angelegt. Im Bestand der Museumslandschaft Hessen-Kassel befindet sich ein Konsoltisch (VGS 2.2.602) mit gerillten Beinen und Rundmedaillon, der heute im Treppenflur des zweiten Obergeschosses aufgestellt ist und wohl im Zusammenhang mit diesen Entwürfen steht. Drei weitere Stücke aus Schloß Wilhelmshöhe sind heute Teil der Sammlung in Schloß Fasanerie (Eichenzell, Hessische Hausstiftung, Inv.Nr. 166 a, b u. M 82; vgl. Riedl 1993, GrafKat. 40), für die die Zeichnungen als direkt vorausgehende Entwürfe in Anspruch zu nehmen sind (L GS 13933, L GS 13933, L GS 13929).
Der hier vorliegende Entwurf wurde nicht realisiert. Möglicherweise hätte die Ausführung dieser zusätzlichen neogotischen Möbel die doch weitgehend klassizistische Gestaltung des Raumes in ein Ungleichgewicht gebracht (Katalog Kassel 1999/1, S. 168, Kat.Nr. 48).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Riedl 1993, S.262, Nr. 28 (Johann Christian Ruhl)


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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