2.3.23.22 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Beletage, Blaues Zimmer (Raum 58), Ausführungsentwurf für den Plafond, Untersicht



2.3.23.22 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Beletage, Blaues Zimmer (Raum 58), Ausführungsentwurf für den Plafond, Untersicht


Inventar Nr.: SM-GS 1.3.1026
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Beletage, Blaues Zimmer (Raum 58), Ausführungsentwurf für den Plafond, Untersicht
Künstler: Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Architekt/-in
Datierung: 1822
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Feder in Braun, Pinsel in Braun und Blau, braun und blau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMANN 1819"
Maße: 33,3 x 38 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben mittig: "Decoration des Plafond zum 2ten hellblauen Zimmer rechts am Saal in der Belétage des Corps de Logis zu Wilhelmshöhe" (Feder in Braun)
unten rechts: "Br: d. 6/3 22" (Feder in Braun)


Katalogtext:
Die Maßnahmen zur Neugestaltung der Schloßräume nach dem Ende des Königreichs Westphalen bezogen auch die Raumdecken mit ein. Ihr ursprüngliches Aussehen ist nur durch wenige Bildquellen dokumentiert. Ein Beispiel dafür ist der Plafond im großen Saal in der Betetage des Corps de Logis (später als Hortensiensaal bezeichnet, GS 5780). Dabei kann die als Spiegelgewölbe angelegte Decke nicht als repräsentativ für die stilistische Ausformung der Decken gelten. Der Raum zeigte entsprechend seiner Funktion als wichtigster Gesellschaftsraum in der Beletage eine herausragende Deckengestaltung mit einer aufgemalten Ornamentik, die sich um drei eingelassene Deckengemälde von Adrian van der Werff gruppierte. Es ist dagegen anzunehmen, daß die meisten Räume Stuckdecken mit einer Mittelrosette aufwiesen, ähnlich den von Jussow für den Weißensteinflügel entworfenen Plafonds (Dittscheid 1987, S. 94; GS 5784, GS 5785, GS 5781, GS 5788, GS 5786). Die unter der Leitung von Johann Conrad Bromeis stattfindende Neugestaltung sah für die Flachdecken der Räume im Mittelbau eine aufgemalte Ornamentik im Stil des Spätempire vor, die einen unterschiedlich farbigen, mehrteilig gerahmten Fond mit dominanter Mittelrosette zeigt.
In dieser Form präsentiert sich auch der vorliegende, nachfolgend auch umgesetzte Deckenentwurf mit einem hellblauen Fond und goldenen Ornamenten für das Blaue Zimmer (oder Kabinett) in der Beletage. Der zur stadtseitigen Enfilade gehörende Raum konnte vom Treppenhaus aus über das Empfangszimmer (auch als Grünes Vorzimmer bezeichnet), den Hortensiensaal sowie das Rote Zimmer (auch als Audienzzimmer bezeichnet) erreicht werden. Die Grundfläche wird von einer Akanthusranke begrenzt, die auf jeder Seite durch ein aufragendes Akanthusornament aufgewertet wird. Dieses Ornament, das an den einander gegenüberliegenden Seiten gleich gestaltet ist, vermittelt zu dem großen kreisförmigen Mittelfeld. In das Zentrum ist in traditioneller Form eine Rosette gesetzt, die einer kurvierten Raute einbeschrieben ist. Diese wird wiederum von einem Quadrat mit nach innen gezogenen Ecken gerahmt. Die Struktur der Felderung läßt sich ebenso wie die Gestaltung der Einzelornamente im Arabeskenstil dem von Bromeis immer wieder verwendeten Formenkanon zuordnen. So entwickelte Bromeis vergleichbare Deckenentwürfe für das Fürstenhaus in Beberbeck (s. GS 12634, GS 15460) und für das Rote Palais (s. Grüner Saal; Bidlingmaier 2000, Kat.Nr. 289). Dabei geht der Aufbau auf den Entwurf für eine Tischplatte aus dem "Recueil" von Percier und Fontaine (Percier/Fontaine 1801-1812, Pl. 21) zurück. Für die Gestaltung des Motivs zweier auf einen Kandelaber ausgerichteter Greifen in den linsenförmigen Zwickeln zog Bromeis das von ihm häufig zitierte und in dem vorliegenden Fall leicht variierte Vorlagenwerk von Joseph Beunat (Beunat 1813 (1974), Pl. 29, Nr. 403) heran.
Diese Deckengestaltung ist zusammen mit weiteren Plafondentwürfen in einem Grundriß der Beletage des Corps de Logis eingetragen, der zum Bestand der Plankammer in Potsdam gehört (SPSG, Plankammer, Inv.Nr. 19814).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Hübner 1927, S. 41, Abb. 24


Letzte Aktualisierung: 20.02.2024



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum