2.3.23.26 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Kuppelsaal, Entwurf für den Fußboden, Aufsicht und Schnitt



2.3.23.26 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Kuppelsaal, Entwurf für den Fußboden, Aufsicht und Schnitt


Inventar Nr.: SM-GS 1.3.898
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Kuppelsaal, Entwurf für den Fußboden, Aufsicht und Schnitt
Künstler: Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Architekt/-in, Entwurf
unbekannt, Zeichner/-in, Ausführung
Datierung: um 1830
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, laviert
Träger: Papier, auf Unterkarton montiert
Wasserzeichen: "J WHATMANN 1820"
Maße: 74,7 x 53 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: verso: "N: 7 get., N 6; S. 2" (Farbstift in Rot)


Katalogtext:
Die von einem sechssäuligen Giebelportikus beherrschte Gebäudemitte des Corps de Logis wird in der Vertikale noch zusätzlich durch eine Tambourkuppel betont. Bereits der Vorentwurf für das Corps de Logis von Heinrich Christoph Jussow hatte eine Kuppel und einen Portikus in der Art des römischen Pantheons gezeigt (s. Marb. Dep. 46). Im angenommenen Entwurf vom November 1791 (GS 5731 u. GS 5720) war ein niedriger, fensterloser Tambour vorgesehen. Erst in der späteren Entwicklungsphase ab 1797 wurde der Mauerring erhöht und mit Fensteröffnungen versehen. Der gestalterisch notwendige Bauteil erhielt nun auch eine praktische Funktion (Dittscheid 1987, S. 136). Abweichend von der ersten Planung, die zehn Fenster vorsah, wurden zwölf angelegt, denen im Innern zwölf korinthische Säulen und Wandpilaster zugeordnet waren. So entstand ein Raum in der Art eines Belvedere, der einen weiten Blick über den Park bis zum Oktogon gewährte.
Die Erschließung des nachträglich angelegten Zentralraums gestaltete sich schwierig. Er war nur über winkelige Treppen in dunklen Räumen zugänglich und nicht mit den Repräsentationsräumen der Beletage verbunden (Katalog Kassel 1999, S. 142). Letztendlich war dies ein unbeabsichtigtes Resultat des übergeordneten Konzepts. Der gesamte Baukörper wurde auf seine Außenwirkung hin konzipiert, was sich negativ auf die Nutzbarkeit auswirken sollte (s. die nicht ausreichende Stockwerkhöhe). Im Fall der Kuppel bedeutete dies, daß ein gemauerter Unterbau nicht umgesetzt werden konnte und der Tambour folglich als Fachwerkkonstruktion realisiert werden mußte (Dittscheid 1987, S. 137f.).
Das vorliegende Blatt zeigt einen Schnitt durch den Kuppelsaal sowie einen Raumgrundriß mit der Struktur des Fußbodenmosaiks in hälftiger Darstellung.
Die Gestaltung der inneren Kuppelschale in Form von gestuften Segmenten lenkt von der konstruktiven Behelfslösung ab, indem das Konstruktionsprinzip einer Rippenkuppel der Renaissance imitiert wird. Dagegen reflektiert die äußere Kuppelschale mit getrepptem Kuppelfuß und Opaion das antike Vorbild des Pantheons, statt die Belichtung in Renaissance-Manier mittels einer Laterne herbeizuführen. Die vermutlich aus Stuck zu gestaltenden Rippen sind der konstruktiven Notwendigkeit folgend auf den tragenden Säulenring gezogen. Die Verteilung der Lasten erfolgt scheinbar über das hohe Gebälk korinthischer Ordnung. In dem einzigen vorhandenen Entwurf von Jussow (GS 12494), der Auskunft über die Raumgestaltung des Kuppelsaals gibt, ist die Kuppelschale ungegliedert. Dekor findet sich hier am Fries in Gestalt von Bukranien, die sich mit figürlichen Szenen abwechseln. Bei der Realisierung der Kuppel wurden beide Entwürfe verworfen. Es entstand ein Kassettengewölbe mit Verzierungen in Rosettenform. Das hohe Gebälk zeigte den klassisch-römischen Aufbau aus Architrav, Fries und Gesims, das hier mit einem Modillon-Ornament verziert ist.
Die Gestaltung des Fußbodenmosaiks erfolgte zwar in der hier vorgestellten Sternform mit rautenförmigen Einzelmotiven, im Detail sind dann jedoch Änderungen vorgenommen worden. Die ausgeführte Struktur erscheint übersichtlicher und stärker auf die Mitte bezogen. Die Untergliederung der radialen Kompartimente wurde aufgehoben, und die einzelnen Ringe werden durch breitere Rahmungen stärker voneinander abgegrenzt.
Der Zeichnung lassen sich keine genauen Informationen über die Wandgestaltung entnehmen. Die Lambrisfelderung läßt allerdings auf einen horizontalen Aufbau schließen.
Eine weitere den Kuppelsaal betreffende Zeichnung (VSG 1.3.911), zeigt einen Entwurf für die Gestaltung der Eingangstür.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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