2.4.1.7 - Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf für einen Anbau, Teilgrundriß und Aufriß



2.4.1.7 - Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf für einen Anbau, Teilgrundriß und Aufriß


Inventar Nr.: SM-GS 1.3.1071
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf für einen Anbau, Teilgrundriß und Aufriß
Künstler: Leo von Klenze (1784 - 1864), Architekt/-in, Zuschreibung
Datierung: um 1810
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 50,3 x 66,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "4A, 1" oder "41,1" (Graphit)
oben rechts: "Ballhaus" (Graphit)
in der Darstellung: "Foyer des Acteurs / Lager"; "pieds" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das bislang unbekannte, vormals bei der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen in Bad Homburg aufbewahrte Blatt gehört in die Umsetzungsphase für einen Theaterbau im Kastanienwäldchen auf der Wilhelmshöhe.
Die Federzeichnung, die sich Leo von Klenze zuschreiben läßt, zeigt die der Stadt zugewandte Längsseite des pavillonartigen Gebäudes. Sie verdeutlicht, daß Klenze neben den uns bisher vorliegenden Entwürfen über eine sinnvolle Alternative nachdachte, um die schwierige Aufgabe zu bewältigen, ein kleines, einer Parkumgebung angemessenes Gebäude mit den Nutzungsanforderungen zur Deckung zu bringen. Um die kubische Geschlossenheit des Baues zu bewahren, mußten die Nebenräume wie die Garderoben für die Schauspieler mühsam in den Theaterbau integriert werden. Nur über extrem steile Treppen konnten die Schauspieler den Bereich im Dachgeschoß erreichen. Diese Nutzung des Gebäudes bis ins Dachgeschoß vermittelte das Theater von außen indes nicht. Genau diese Diskrepanz zwischen der "innere[n] Disposition dieses Monumentes, wo zwey Stockwerke sehr deutlich bezeichnet sind" (Klenze, Das Hoftheater von Wilhelmshöhe bey Kaßel, fol. 4r) und dem Äußeren, das dies verschleiert, führte zu der heftigen Kritik an dem ausgeführten Entwurf.
Hier nun hatte Klenze an einer anderen Lösung gearbeitet und zusätzlich zu dem Hauptbau einen gleich hohen Anbau über drei Fensterachsen entworfen, in dem ein Raum für die Schauspieler ("Foyer des Acteurs"), vier Lagerräume, ein schmaler Korridor sowie eine zweiläufige Treppe zur Erschließung des Dachgeschosses untergebracht sind. Dabei ist die Fassadengliederung des Anbaus auf die Struktur des Hauptgebäudes hin ausgerichtet; so wäre der vorkragende Bauteil in der Fernansicht recht unauffällig gewesen. Vermutlich ist diese Zeichnung entweder kurz vor oder kurz nach der Enthebung Klenzes von der Bauleitung entstanden.
Die Planung eines Anbaus ist offensichtlich unter der Bauleitung von Heinrich Christoph Jussow zumindest zeitweise noch weiterverfolgt worden. In der Plankammer in Potsdam befindet sich eine lavierte Zeichnung (SPSG, Plankammer, Inv.Nr. 20285), die den Grundriß des Theaters und den Aufriß derselben Längsseite wie die vorliegende Zeichnung zeigt. Statt über drei Fensterachsen erstreckt sich der Anbau hier nur über eine Achse. Im Innern sind neben einer zweiläufigen Treppe zwei Räume angelegt, die von einem schmalen Erschließungskorridor erreicht werden können. Durch den Portikus auf der Parkseite, der in dem weit abgerückten, unter Jussows Bauleitung ausgeführten Zustand präsentiert ist, kann die Zeichnung in die Phase nach dem Weggang von Klenze datiert werden.
Beide Entwürfe wurden nicht realisiert, gemäß einer zeitgenössischen Quelle ist allerdings ein provisorischer Anbau "vor dem Theater in der Alee" für eine Garderobe und "eine andere Bequemlichkeits-Einrichtung für die Schauspieler" errichtet worden, die David August von Apell despektierlich als "Bretterbude" bezeichnete (Apell 1821, S. XIV).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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