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6.2.2.1 - Athen, Parthenon, Ostfront nach J. Stuart und N. Revett, Aufriß



6.2.2.1 - Athen, Parthenon, Ostfront nach J. Stuart und N. Revett, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 12563
Bezeichnung: Athen, Parthenon, Ostfront nach J. Stuart und N. Revett, Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: 1810/11
Geogr. Bezug: Athen
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C&IHONIG"
Maße: 60,3 x 96,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 335." (Feder in Rot)


Katalogtext:
Das in übergroßem Format angelegte Studienblatt Johann Heinrich Wolffs zeigt die Ostfront des Parthenons nach der Vorlage der von James Stuart und Nicholas Revett verfaßten "Antiquities of Athens" (Stuart/Revett 1762-1816, Bd. II, Ch. I, Pl. III). Der in zwei Bauphasen zwischen 465 bis 449 und ab 449 errichtete Haupttempel für die Göttin Athena auf der Akropolis wird im ersten Kapitel des zweiten Bands von 1787 als "Temple of Minerva, called Parthenon and Hecatompedon" behandelt. Die dritte Kupferstichtafel zeigt den östlichen Portikusaufriß des Parthenons, wobei die Maße laut Beschreibungstext von der Westfront übernommen worden sind. Johann Heinrich Wolff hatte das vierbändige Werk zu Studienzwecken in der Göttinger Bibliothek einsehen können (Wolff 1899, S. 245f.). Leichte Abweichungen von der Vorlage finden sich bei den Einzelfiguren, die Wolff schlanker anlegte. Die Wasserspeier in Löwenkopfform an der Sima sind weggefallen. Zudem änderte Wolff die Schattierungen, indem er die Lichtquelle von der linken auf die rechte Seite wandern ließ.
Neben dieser Parthenon-Studie sind zwei weitere Zeichnungen, die nach der Vorlage dieser Sammlungen antiker Bauaufnahmen entstanden, Teil des Wolffschen Nachlasses. Ebenfalls im übergroßen Format zeichnete Johann Heinrich Architekturdetails des Lysikrates-Monuments (L GS 12520) und eine Seitenansicht des attischen Erechtheions (L GS 15099).
Die Genauigkeit in der Wiedergabe der antiken Monumente machte die besondere Bedeutung des Werkes von Stuart/Revett aus. Gerade die detaillierte Darstellung, die in der Zeit um 1800 in dieser Form bisher nicht vorgelegen hatte, eignete sich in besonderer Weise für das Üben in exakter Nachzeichnung. Den von Stuart/Revett angefertigten Darstellungen kommt dabei kein Abbildcharakter eines vorhandenen Baubestands zu, sondern sie schufen das Idealbild eines dorischen Ringtempels. Weite Teile des bereits zu Zeiten Stuart/Revetts zerstörten Skulpturenprogramms wurden auf der Grundlage antiker literarischer Berichte, römischer Kopien und einer Anzahl von Originalfragmenten rekonstruiert. Die Giebelfelder, von denen nur wenige Fragmente erhalten sind, waren der Darstellung der olympischen Götterwelt vorbehalten. Sie beschäftigen sich mit zwei für die Stadt Athen wichtigen mythologischen Erzählungen, wobei die östliche die Geburt der Athena aus dem Kopf des Göttervaters Zeus zum Gegenstand hat. Teilweise unterscheidet sich das von Stuart/Revett rezipierte Skulpturenprogramm in Anordnung und Aussehen der Figuren von den Ergebnissen der jüngsten Forschung. Zwar können die zentralen Figuren wie der thronende Zeus und die geflügelte Siegesgöttin Nike aus der Abbildung bei Stuart/Revett erschlossen werden, die Zuordnung der Randfiguren ist jedoch fraglich. Ähnlich verhält es sich mit den Bildfeldern der Metopen. Alle vier Tempelaußenseiten mit skulptierten Metopen zu versehen, war die große Neuerung gegenüber dem kurz vorher entstandenen Zeus-Tempel in Olympia gewesen, an dem nur unverzierte Metopenfelder ausgeführt worden waren. Von der im Osten dargestellten Gigantomachie waren zu Zeiten Stuart/Revetts ebenfalls nur noch Fragmente erhalten, so daß die Briten, um eine geschlossene Darstellung zu erreichen, die Fehlstellen ergänzen mußten. Auch hier weichen die Rekonstruktionen von den heutigen Ergänzungen ab (Schneider/Höcker 1990, S. 18-31, 156f. u. 158-177).
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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