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1.67.2.6 - Kassel, Martinskirche, Präsentationszeichnung zu den Türmen in verschiedenen Geschoßhöhen, Grundriß und Aufsicht



1.67.2.6 - Kassel, Martinskirche, Präsentationszeichnung zu den Türmen in verschiedenen Geschoßhöhen, Grundriß und Aufsicht


Inventar Nr.: L GS 14630
Bezeichnung: Kassel, Martinskirche, Präsentationszeichnung zu den Türmen in verschiedenen Geschoßhöhen, Grundriß und Aufsicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Architekt/-in
Datierung: 1883
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 80 x 66,4 cm auf Pappe aufgezogenes Papier m. Maßen 59,8 X 46,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: "Maaßstab 1/100."
Beschriftungen: oben links: "Blatt I. / St.=Martinskirche zu Cassel. / Ausbau der Thürme." (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: "Aufsicht auf den Thurm."; "Grundriss in der Höhe A. (siehe Bl. IV.)"; "Grundriss in der Höhe D"; "Grundriss in der Höhe B u. C."; "Grundriss der Thürme in der Höhe E. (siehe Bl. IV.)" (Feder in Schwarz)
unten rechts: "H Schneider. / Cassel 1883." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das Blatt aus einer Reihe von Präsentationsrissen, die Schneider im Zuge der ersten Planungen für den Ausbau der Türme der Martinskirche vorlegte, versammelt fünf Grundrisse der Türme in verschiedenen Höhen sowie eine Aufsicht auf den Turmhelm. Das Erdgeschoß der Turmfront legte Schneider im unteren Drittel des Blattes an. Es zeigt offensichtlich überwiegend den spätmittelalterlichen Bestand vor Beginn der Arbeiten, da die Durchgänge zwischen der Vorhalle einerseits und Nord- wie Südturm andererseits noch ihre alte Gestalt zeigen und auch die Treppenspindeln an ihren ursprünglichen Orten in der Westwand der Türme liegen. Nur das Westportal, das 1883 noch vermauert war, ist hier bereits in geöffnetem Zustand dargestellt. Schneider versah später in der Ausbauphase den Durchgang zwischen Vorhalle und Südturm mit einem neuen Gewände, verkleinerte den breiten Durchgang zwischen Vorhalle und Nordturm beträchtlich und schloß beide Treppenspindeln aus statischen Gründen. Anstelle der in der nordwestlichen Mauerecke des Nordturms gelegenen Wendeltreppe legte Schneider einen neuen Treppenturm vor die Nordwand desselben, anstelle der auch vom Kirchenvorplatz zugänglichen Wendeltreppe in der Nordwestecke des Südturms wählte er eine gänzlich andere Erschließung über eine an die Orgelbühne angehängte, an der Südwand der Vorhalle entlanglaufende Empore nebst neuer, erst im Obergeschoß einsetzender Turmtreppe. Auch die Lage der Orgel, die hier noch als über der westlichen Vorhalle befindlich eingezeichnet ist, sollte verändert und der Orgelkasten weiter zum Kirchenschiff verschoben werden. Die Darstellung ist jedoch im Detail falsch, da die Ungenauigkeiten der mittelalterlichen Turmgrundrisse harmonisiert sind. Insbesondere die starke Verkippung des Grundrisses des Nordturms nach Südosten ist nicht erfaßt. Zu der im Grundriß angelegten Linie M-N ist im Nachlaß Schneider kein Schnitt überliefert.
Oberhalb des Erdgeschoßgrundrisses ist in der Mitte des Blattes links ein Schnitt durch das vierte Turmgeschoß gelegt, dem außen Lisenen vorgeblendet sind. Die Struktur dieses Geschosses konnte Schneider am südlichen Turm ablesen; am nördlichen Turm war das Pendant nicht mehr ausgeführt worden, so daß Schneider es hier nach Vorbild wiederholen mußte. In Blattmitte rechts gibt Schneider dann den Grundriß des projektierten neuen Turmaufsatzes in Höhe der unteren Turmgalerie wieder: ein achteckiges Glockenhaus, dem an den Ecken baldachinartige Nebentürmchen vorgelegt sind, durch die der Gesamtgrundriß sich wieder einem Quadrat annähert. Die im Grundriß erkennbare Wandgliederung mit vorgelegten Maßwerkstäben überrascht in ihrer Kleinteiligkeit, die bei den späteren Planungen und den Ausführungsentwürfen nicht mehr begegnet.
Das Blatt gehört offensichtlich zur ersten Entwurfsserie, die sich vor allem hinsichtlich der Ausgestaltung des Turmaufsatzes von der gleichzeitigen und unter Berücksichtigung älterer Skizzen des Landeskonservators von Dehn-Rotfelser erarbeiteten zweiten Entwurfsserie unterscheidet. Der erste Entwurf, der im Nachlaß Schneider auf einem Schmuckblatt noch faßbar ist (vgl. L GS 21702), sah im Glockengeschoß nur schmale, zweibahnige Schalluken vor, die zudem von Blendmaßwerken begleitet werden sollten.
Hinweise auf die Gliederung des Turmaufsatzes des ersten Entwurfs liefert auch der Grundriß oben rechts, der die Verhältnisse in Höhe der zweiten Turmgalerie wiedergibt. Auch hier sind die Wände des Turmgeschosses durch Maßwerkfenster und Blendmaßwerke gegliedert, die baldachinartigen Nebentürmchen sind nun an die Ecken der Galerie gerückt, da das Geschoß insgesamt zurückspringt. Es hätte - so die Darstellung auf dem Schmuckblatt L GS 21702 - im wesentlichen die Turmuhr aufgenommen, denn die Giebel über den Maßwerkfenstern sollten Zifferblätter tragen. Davon ist hier jedoch nichts zu sehen; in der Aufsicht auf den Turmhelm oben links sind zumindest die Verdachungen der Uhrengiebel zu erkennen. Auf das Anzeichnen der unteren Turmgalerie, die in Teilen hätte sichtbar sein müssen, verzichtete Schneider und konzentrierte sich ganz auf die komplizierten Verschneidungen der Dächer: des achtseitigen Turmhelms, der achtseitigen, doch über quadratischem Grundriß entwickelten und an den Helm angebundenen Pyramidendächer der Nebentürmchen sowie der Giebelverdachungen.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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