1.67.2.34 - Kassel, Martinskirche, Entwurf zur Aufstellung der Orgel, Grundriß, Aufriß und Schnitt



1.67.2.34 - Kassel, Martinskirche, Entwurf zur Aufstellung der Orgel, Grundriß, Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: L GS 14640
Bezeichnung: Kassel, Martinskirche, Entwurf zur Aufstellung der Orgel, Grundriß, Aufriß und Schnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Architekt/-in
Datierung: 05.12.1892
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Transparentpapier
Wasserzeichen: -
Maße: 37 x 53 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "mtr"
Beschriftungen: oben links: "28" (Farbstift in Rot)
oben links: "BL. I." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "ST. MARTINSKIRCHE ZU CASSEL. / SKIZZE ZUR AUFSTELLUNG DER ORGEL" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Erläuterungen (Feder in Schwarz)
unten rechts: "CASSEL D. 5/12 92 / H. SCHNEIDER." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
1891/92 stellte Schneider Überlegungen zu einer Neugestaltung von Orgel und Orgelbühne der Martinskirche an. Da er zu jener Zeit mit Umbaumaßnahmen in der westlichen Vorhalle betraut war, in deren Zusammenhang die alte Orgel ohnehin zeitweise entfernt werden mußte, bot sich eine weitergehende Neuplanung an. In diesem Kontext entstanden neben diesem sehr spät datierten Blatt noch zwei weitere Skizzen, die im Nachlaß Schneider erhalten sind. Sie datieren noch in das Jahr 1891 und zeigen eine tiefere Orgelbühne nebst einer weniger tief ausgearbeiteten Orgel in neogotischen Formen (vgl. L GS 14638 u. L GS 14651). Analog zu diesen etwas älteren Skizzen wäre ein Pendant auch zu diesem, zudem als "Bl. I" bezeichneten Blatt anzunehmen, das dann die Orgel von Westen und einen Grundriß der Orgel auf Höhe der Orgelbühne gezeigt hätte; dieses Blatt ist im Nachlaß Schneider jedoch nicht enthalten.
Die Pläne kamen im übrigen nicht zur Ausführung. Das alte Instrument wurde 1895 wieder eingebaut.
Auf diesem Blatt sind Ansicht und Schnitt einer in Formen der Neo-Renaissance gestalteten Orgel, die Schneider für die Martinskirche plante, sowie ein Grundriß der stilgerechten Säulenstellungen, die die Orgelbühne zwischen westlicher Vorhalle und Kirchenschiff tragen sollten, zusammengestellt. Links ist die Ansicht der projektierten Orgel vom Kirchenschiff aus gezeichnet, wobei die Schnittebene durch das erste Joch des Langhauses geführt ist. Die Dienstbündel zu beiden Seiten der Orgel sind ebenso erfaßt wie das Gewölbe des Mittelschiffs und die Gewölbeansätze der Seitenschiffe, das Laufniveau auf den Emporen ist am linken Rand zumindest angerissen - es soll dem Niveau der Orgelbühne entsprechen -, wenn auch die Emporen selbst nicht dargestellt sind. Die Schnittebene verspringt etwas: Wird der Schnitt im Gewölbe durch die Mitte des Langhausjochs geführt, so zeigt Schneider doch die vollständige Ansicht der Orgel nebst Brüstung der Sängerbühne, obwohl diese über die Schnittlinie hinaus nach Osten in den Raum ragen.
Grund- und Aufriß zufolge plante Schneider hier eine breit gelagerte Orgel, der nur eine schmale, wenig tiefe Orgelbühne vorgelagert werden sollte. Vier Renaissance-Säulen, um deren unteres Drittel Beschlagwerk umläuft, stützen das Instrument. Die Orgel nimmt fast die ganze Breite des Langhauses ein. Zwei mächtige, konisch vorspringende Pfeifentürme mit halbrundem Abschluß, Schnörkelwerk im Gesprenge und fast pagodenartigen Aufsätzen sind den Mauern links und rechts des Bogens zwischen Kirchenraum und Vorhalle vorgesetzt, ohne daß sie an die Dienstbündel, die Bogen und Gewölbe tragen, anschlössen. In die Bogenöffnung hineingestellt ist ein fünfteiliger Prospekt über einem schmalen, von Durchgängen flankierten Unterwerk, das durch niedrige Prospekte an die seitlichen Pfeifentürme angebunden ist. Der fünfteilige Prospekt weist mittig einen halbrund vorspringenden Turm, an den Seiten jeweils kleinere, keilförmig vorspringende Türme auf; sie besitzen ebenfalls pagodenartige Aufbauten.
Der durch die Mittelachse der Vorhalle gelegte Schnitt rechts auf dem Blatt zeigt die Südwand derselben nebst den von Schneider projektierten Einbauten und Umgestaltungen: den Windfang hinter dem Westportal, die abgeänderten Treppenstufen zwischen dem Niveau des Portals und der Vorhalle, die umgestalteten bzw. neu eingebrochenen Eingänge in das Erdgeschoß und das erste Obergeschoß des Südturms sowie eine Empore, die Windfang (und die darin integrierte, hier aber nicht geschnittene Wendeltreppe) und Orgelbühne miteinander verbindet. Die Gliederung der auf einer Balkenreihe mit verzierten Köpfen aufliegenden kassettierten Emporenbrüstung wird im oberen Drittel der darunter liegenden Wand durch eine Malerei oder bemalte Lambrisierung aus mehreren quadratischen Feldern aufgenommen. Die Halle unter der Orgelbühne ist im Schnitt erfaßt. Die wohl ebenfalls als Prospekt ausgebildete Rückwand der Orgel ist mittig unter den Bogen zwischen Vorhalle und Langhaus plaziert, während der mächtige Orgelkasten bis unter den Schlußstein des ersten Langhausjochs reicht. Für einen Spieltisch und einen größeren Chor ist auf der Orgelbühne kaum Platz.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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