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10.2.2.1 - Split, Mausoleum nach R. Adam, Grund- und Aufriß



10.2.2.1 - Split, Mausoleum nach R. Adam, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15087
Bezeichnung: Split, Mausoleum nach R. Adam, Grund- und Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: 1788 (nach)
Geogr. Bezug: Split
Technik: Feder in Schwarz und Grau, grau und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Lilie über Wappenschild mit zwei Schrägbalken, darunter "C & I HONIG"
Maße: 54,4 x 27,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds."
Beschriftungen: oben mittig: "Plan, et Elevation du Temple de Jupiter au Palais Diocletian a Rome." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Bl. 249." (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das Studienblatt von Johann Henrich Wolff zeigt das oktogonale Mausoleum von Split (Spalato), das sich Kaiser Diocletian (284-305) innerhalb seiner als Altersitz errichteten Palastanlage bauen ließ.
Die zentralsymmetrischen Gebäude der Antike übten auf die Architekten des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts in ihrem Bestreben, den Baukörper zu geometrisieren, eine besondere Faszination aus und wurden häufig im Rahmen eigener Entwürfe variiert. Eine Zusammenstellung der damals bekannten Objekte, zu denen auch das Mausoleum von Spalato gehört, findet sich auch in der Architektursammlung von J.-N.-L. Durand (Durand/Legrand 1842 (1986), Taf. 3).
Die topographisch falsche Betitelung ("Temple de Jupiter au Palais Diocletian a Rome") läßt sich durch die Verwechselung mit der Anlage Domitians auf dem römischen Palatin erklären. Die Beschreibung als Jupiter-Tempel entnahm Johann Henrich Wolff, dessen charakteristisches Namenskürzel in der rechten unteren Ecke zu sehen ist, der Vorlage von Robert Adam (Ruins of the Palace of the Emperor Diocletian at Spalatro in Dalmatia, London 1764, Taf. XXVI u. XXIX).
In bekannter Weise wich Wolff an verschiedenen Stellen von der Ausführung bei Adam ab. So verbreiterte er die dem peripterosartigen Bau vorgelagerte Treppe und fügte der Säulenreihe des Eingangs eine dritte Säulenreihe hinzu. Vorbildhaft könnte hier der bei Adam ebenfalls abgedruckte Plan des Aesculapius-Tempels (Taf. XL) gewesen sein. Weiterhin führte Wolff höhere Säulensockel aus und vereinfachte die Gesimsgliederung durch die Reduzierung des Architravs auf eine Faszie und den Verzicht auf Konsolen. Die Attika ersetzte Wolff durch eine Balustrade und veränderte die bei Adam in Verlängerung der Säulen rekonstruierten Figuren in Haltung und Gestik. Das Thermenfenster der Eingangsseite, dessen Baubestand Adam als jünger, jedoch zur ursprünglichen Anlage gehörig betrachtete (S. 27), ließ Wolff wegfallen. Für die Schattierung der Maueroberfläche orientierte er sich wieder an der Darstellung bei Adam, indem er seitenverkehrt die Verschattung der Säulen und der Mauerflächen über der Kolonnade zitierte.
Wie sich an der für Johann Henrich Wolff vergleichsweise sicher ausgeführten Figurenfolge auf der Balustrade zeigt, kann die Darstellung seinem Spätwerk zugeordnet werden. Während seiner ersten zeichnerischen Schaffensperiode (ca. 1767 - ca. 1772) ist ihm die Ausführung derartiger Objekte zumeist mißlungen. Weniger überzeugend erscheint dagegen die Schattierung in den Bereichen, bei denen sich Wolff von der Vorlage löste. Die Verschattung der unteren Fassadenhälfte des Baus, die durch das ausladende Gebälk verursacht wird und sich bis auf die äußeren, rechts stehenden Säulen ausweitet, bleibt unklar. Auffällig ist die dreieckförmige Lavierung der Treppe in der Grundrißdarstellung, die unsinnigerweise den Schlagschatten im Aufriß dokumentiert. Bei Adam ist ein dreieckförmiger verschatteter Bereich mit mittig zulaufender Spitze ausgeführt.
Der Schreibstil des Titels läßt sich mit dem von zwei weiteren Zeichnungen vergleichen (Marb. Dep. 82 u. Marb. Dep. 86), von denen die eine mit der Darstellung des Grundrisses der "Nouvelle Comédie a Paris" (Marb. Dep. 86) das Datum 1790 trägt. Die Rückseite des Blattes, dessen eine Längsseite die rahmende Lineatur einer anderen Darstellung zeigt, weist auf die Zweitverwendung hin.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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