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11.2.10.2 - Projekt zu einem Rathaus, Grund- und Aufriß



11.2.10.2 - Projekt zu einem Rathaus, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15192
Bezeichnung: Projekt zu einem Rathaus, Grund- und Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: 1832 (nach)
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, braun und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C & I HONIG"
Maße: 49,5 x 34,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "F."
Beschriftungen: oben mittig: "Project zu einem Rathhaus"; "Academische Aufgabe / im 2ten Quartal" (Graphit)
oben rechts: "Bl. 270" (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Graphit)


Katalogtext:
Die als "Project zu einem Rathhaus" betitelte Zeichnung kann der Signatur zufolge eindeutig einem Mitglied der Familie Wolff zugeordnet werden, wobei der Zusatztext in der rechten unteren Ecke "Academische Aufgabe im 2ten Quartal" den Entstehungshintergrund verdeutlicht. Die Zeichentechnik, die direkt über einer Graphitzeichnung angelegte Lavierungen zeigt, weist auf Johann Heinrich Wolff als verantwortlichen Zeichner hin, da dieser die entsprechende Technik in Paris gelernt und in vielen seiner Zeichnungen angewendet hat. Auch der Neorenaissance-Stil des Gebäudes läßt sich am ehesten mit Johann Heinrich Wolff, dem jüngsten im Familiennachlaß vertretenen Mitglied, in Zusammenhang bringen. Da die Zeichnung jedoch weder hinsichtlich des deutschen Textes noch des verwendeten Baustils der Pariser Zeit von Johann Heinrich zugeordnet werden kann, muß sie im Rahmen seiner eigenen Lehrtätigkeit entstanden sein.
In einem Aufriß und zwei Grundrissen präsentiert sich der Entwurf für einen dreigeschossigen Rathausbau mit Eckpavillons, die in turmartigen Freigeschossen enden. Während vorderseitig eine zweigeschossige Loggia mit vorgelagerter Freitreppe ausgeführt ist, wird die rückseitige Fassade durch einen halbrund vorspringenden Gebäudeteil mit radial angeordneter Raumstruktur erweitert. In vergleichbarer Form hatte Friedrich Weinbrenner in seinem Entwurf für ein badisches Ständehaus aus dem Jahr 1818 die Rückfront gestaltet. Das Exedramotiv findet sich jedoch bereits in den Grundrißentwürfen öffentlicher Anlagen, die Johann Heinrich Wolff im Verlauf seiner Pariser Studien kopierte (L GS 15220, L GS 15221, L GS 15223) und selbst auch entwarf (L GS 15236, L GS 15243, L GS 15257). Bei dem vorliegenden Entwurf griff er dann jedoch auf die Architekturtradition italienischer mittelalterlicher Rathäuser zurück. Beispielhaft und zugleich stilbildend sei hier der Palazzo del Broletto in Como genannt, der das offene Untergeschoß mit Arkaden und dem darüber angelegten Saal modellhaft vorgab. Auch Palladio, dessen Palazzo della Ragione zu den bekannten und häufig zitierten Rathausarchitekturen zählt, berief sich auf dieses Vorbild.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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