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5.7.4.1 - Paris, Triumphbogen für den Faubourg Saint-Antoine nach C. Perrault, Aufriß



5.7.4.1 - Paris, Triumphbogen für den Faubourg Saint-Antoine nach C. Perrault, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15193
Bezeichnung: Paris, Triumphbogen für den Faubourg Saint-Antoine nach C. Perrault, Aufriß
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1753 - 1801), Zeichner/-in
Datierung: um 1790
Geogr. Bezug: Paris
Technik: Feder in Schwarz, grau und braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 34 x 40,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Toises"
Beschriftungen: verso: "Arc de Triomphe Du Thône Elevé / au faubourg St. antoine à Paris / en 1670 / sous le desseins de Claude Perrault" (Feder in Braun)
oben rechts: "Bl. 262." (Feder in Rot)
unten rechts: "JHWolff" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das aus dem Nachlaß Wolff stammende Blatt gehört zur Gruppe von Nachzeichnungen, die Johann Henrich Wolff zu Übungszwecken nach seinem Aufenthalt in Amerika anfertigte. Es zählt zu den wenigen Beispielen (s. a. L GS 15055, L GS 15085 u. Marb. Dep. 83), die Wolffs Auseinandersetzung mit den modernen französischen Architekturtheoretikern dokumentieren.
Durch den rückseitigen Bezeichnungstext „Arc de Triomphe Du Thône Elevé / au faubourg St. antoine à Paris / en 1670 / sous le desseins de Claude Perrault" ist die Zeichnung leicht identifizierbar.
In der Zeit des Absolutismus wurde der aus der Antike stammende Bautyp des Triumphbogens der Herrscher-Apotheose dienlich gemacht. Eine besondere Bedeutung erlebte diese Dekorationsarchitektur unter der Herrschaft des französischen Königs Ludwig XIV. Auf Veranlassung seines Staatsministers Colbert, der die Straße von Vincennes nach Paris in eine große Sichtachse umgestalten wollte, entstanden Pläne für einen Triumphbogen im Faubourg Saint-Antoine. Entwürfe von Claude Perrault (1613-1688) bildeten die Grundlage für ein 1670 errichtetes Gipsmodell in Originalgröße. Der Bau selbst konnte nicht vollendet werden. Im Jahre 1680 kam er zum Stillstand und wurde 1716 abgetragen. Das Aussehen des Triumphbogens hat sich unter anderem durch einen Kupferstich in Blondels "Cours d'Architecture" überliefert. (Blondel 1771-1777, Bd. II, Taf. XXXIX). In antiker Grundform sollte nach dem Vorbild des Konstantinsbogens ein dreitoriger Bau mit großer Mittelöffnung und kleineren Seitendurchgängen entstehen. Den Fronten sind ebenso wie den Schmalseiten Säulenpaare auf reliefierten Sockeln vorgestellt, wobei das hier verkröpfte Gebälk freiplastische Werke aus Gefangenengruppen und Trophäen trägt. Die Wandflächen zwischen den Säulen zeigen gestaffelte Figurenmedaillons. Über der Attika erhebt sich ein Aufsatz, der von einem Reiterstandbild Ludwigs XIV. bekrönt wird. Löwen, Viktorien und Flußgötter bereichern die bauornamentale Ausstattung zusätzlich (Hautecœur 1943-1957, Bd. 2, S. 455-458; Westfehling 1977, S. 13f.).
Den üppigen Baudekor ließ Wolff bei seiner Nachzeichnung des historischen Objekts weitgehend wegfallen, indem er die figuralen Reliefs auf rechteckige Bildfelder über den Seitendurchgängen reduzierte und die Sockel und die Attika frei ließ. Die Medaillons werden durch Hochfüllungen ersetzt. Die den Fries gestaltende Akanthusranke bleibt ausschnitthaft nur in den verkröpften Bereichen erhalten. In der Attikazone werden die Statuengruppen über den Säulenpaaren auf die Trophäen reduziert, und die querrechteckigen Bildreliefs nehmen Girlandengehänge auf. So schuf Wolff ein strengeres Gliederungsschema, das dem Zeitgeschmack am Ende des 18. Jahrhunderts eher entsprach. Das mit einem "W" verzierte Wappenmedaillon könnte als Hommage an den amtierenden hessischen Landgrafen Wilhelm IX. gedacht gewesen sein. Ein Wappenschild mit dieser Verzierung ist auch dem Giebel des Stadttores von Portsmouth einbeschrieben, das Johann Henrich Wolff ebenfalls in einer Aufrißdarstellung abbildete (L GS 15080).
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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