2.3.23.17 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Erdgeschoß, Dekorationsentwurf für das Vestibül, Aufriß
2.3.23.17 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Erdgeschoß, Dekorationsentwurf für das Vestibül, Aufriß
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Inventar Nr.:
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SM-GS 1.3.1025 |
Bezeichnung:
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Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Erdgeschoß, Dekorationsentwurf für das Vestibül, Aufriß |
Künstler:
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Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Architekt/-in
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Datierung:
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1823 |
Geogr. Bezug:
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Kassel-Wilhelmshöhe |
Technik:
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Graphit, Feder in Schwarz, koloriert |
Träger:
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Papier |
Wasserzeichen:
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"J WHATMANN TURKEY MILLS 1819" |
Maße:
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43,6 x 66,1 cm (Blattmaß)
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Maßstab:
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bezifferter Maßstab mit Maßeinheit Fuß |
Beschriftungen:
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unten rechts: "Für das untere Vestibule des Corps de Logis. / Genehmigt / Wilhelm K." (Feder in Schwarz) unten rechts: "Br: 1823" (Feder in Schwarz)
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Katalogtext:
Das vorliegende Blatt gibt Auskunft über die Neugestaltung des Vestibüls nach dem Ende der 'westphälischen' Zeit. Planung und Durchführung oblagen dem Hofbaumeister Johann Conrad Bromeis, von dem die Zeichnung auch angefertigt wurde.
Ähnlich wie im Vestibül des Weißensteinflügels teilte eine vierfache Säulenstellung den Raum und leitete gleichzeitig zum Treppenaufgang an der nördlichen Schmalseite über. Wohl im Planungsstadium verblieb die Überlegung, diesen Raumabschnitt durch eine verglaste Trennwand deutlich zu unterteilen (s. GS 5777). Die Wände werden, wie die Zeichnung der hier ausschnitthaft dargestellten östlichen Längswand zeigt, durch toskanische, axial auf die Freisäulen ausgerichtete Halbsäulen gegliedert. Die beiden den Eingängen gegenüberliegenden zweiflügeligen Türen, die laut Beschriftung einen sepiafarbigen Anstrich erhalten sollten, führen links in einen später als Speisesaal genutzten Cour- oder Versammlungssaal sowie in den fünfachsigen Empfangssaal. Die durch eine Türsturzbekrönung hervorgehobene Tür in diesen Saal wird von profilierten Flachnischen gerahmt, die der Inszenierung von zwei Marmorfiguren auf hohen viereckigen Sockeln dienen, die der Statue des Antinoos/Osiris in den Vatikanischen Museen nachgebildet sind (131-138 n. Chr., möglicherweise handelt es sich hier um die "Deux Idoles Egyptiennes", die von Jérôme in Carrara angekauft wurden; frdl. Hinweis von Guillaume Nicoud, Paris). Nicht klar ersichtlich ist, daß es hierbei um Öfen handelt, die in der Form eines Unterbaus mit dekorativem Aufsatz auch im Vestibül des Weißensteinflügels vorhanden waren und später auch für das Vestibül des Roten Palais von Bromeis entworfen worden sind (1829; s. Bidlingmaier 2000, S. 204 u. S. 331, Kat.Nr. 215). Die Verwendung ägyptischer bzw. ägyptisierender Versatzstücke geht auf eine französische Mode zurück, die vor allem durch den Ägyptenfeldzug Napoleons ausgelöst wurde, durch den eine nicht unerhebliche Anzahl antiker Gegenstände in das Land kamen. Bromeis hatte diesen Motivkanon in weitreichender Form bereits für die Gestaltung eines ägyptischen Zimmers im Erweiterungsbau des Weißen Palais verwendet (s. Bidlingmaier 2000, S. 160-166).
Der vorliegende Entwurf ist weitgehend auch so realisiert worden. Abweichend davon sind die Öfen jedoch nicht rechteckig, sondern als postamenartige Rundöfen ausgeführt worden, wie es auf dem von Holtmeyer publizierten Photo (Holtmeyer 1910, Taf. 145) zu sehen ist. Die Öfen mit den Isispriestern haben sich erhalten und befinden sich heute - in ähnlicher Position wie hier dargestellt - im Weißensteinflügel des Schlosses an der Ostwand des Vestibüls.
Stand: August 2007 [MH]
Literatur:
Dittscheid 1987, S. 150
Letzte Aktualisierung: 20.02.2024