1.7 Umbau Schloß Schönfeld


Das 1777 von Oberst Nikolaus Heinrich von Schönfeld weit vor der Stadt erbaute Landhaus war 1805 in den Besitz des Bankiers Carl Jordis-Brentano gekommen. Dieser verkaufte es 1809 an König Jérôme, der beabsichtigte, Schönfeld durch seinen Hofarchitekten Leo von Klenze zu einem "Trianon des Königs von Westphalen" ausbauen zu lassen (Garküche 1814, S. 97; zur Geschichte und Baugeschichte Schönfelds vgl. Losch 1913; Holtmeyer 1923, S. 411-416; Buttlar 1986, S.190-194; Fenner 1995). Zu den wenigen von Klenze realisierten Baumaßnahmen gehörte eine offene Verbindungsgalerie zwischen den beiden Wohngebäuden der Anlage.
Das nach dem Ende des Königreichs Westphalen leerstehende Schloß erhielt erst 1821 eine neue Nutzung als Sommerwohnung der Kurfürstin Auguste (1780-1840), die von ihrem Ehemann, Kurfürst Wilhelm II., getrennt lebte. Nachdem dieser ihr 1821 das Anwesen überlassen hatte, führte Jussow auf Wunsch Augustes 1823/24 größere Umbauarbeiten durch, wobei der Verbindungsgang Klenzes durch den heute noch vorhandenen achteckigen Mittelbau ersetzt wurde.
Auf die Umbauten am Schloß nahm die Kurfürstin direkten Einfluß, was dazu führte, daß Jussow seinen ersten Entwurf stark verändern mußte. In Jussows Nachlaß haben sich einige Dokumente, die Aufschluß über die Bauarbeiten geben, erhalten, darunter Teile des Schriftwechsels von Jussow mit Kurfürstin Auguste (mhk, Graphische Sammlung, Nachlaß Jussow).
Darüber hinaus war Jussow auch mit der Überarbeitung und gestalterischen Aufwertung der westlich anschließenden und um einen Hof angeordneten Wirtschaftsgebäude befaßt. Da die Gebäude nicht nur für landwirtschaftliche Zwecke, sondern in größerem Umfang auch für die Hofhaltung vorgesehen waren, galt es, sie architektonisch aufzuwerten, freilich mit geringem finanziellen Aufwand. Da Neubauten nicht in Frage kamen, war Jussow bestrebt, den vorhandenen anspruchslosen Fachwerkhäusern durch Anstrich einen dem neuen Zweck angemessenen Charakter zu verleihen.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [GF]




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