1.13 Landkrankenhaus (Charité)


Landgraf Friedrich II. kündigte 1772 an, "[…] außerhalb hiesiger Residenz eine große Charité anlegen, und solche sowohl mit einem Medico und etlichen Chirurgis, als einer Apothecke versehen zu lassen [...]" (zit. nach Homburg 1985, S. 10). 1785 wurde die neue Anstalt vor der Unterneustadt an der Leipziger Straße eingeweiht (Holtmeyer 1923, S. 566). Die Entwürfe für den langgestreckten Baukörper mit Mittel und Eckrisaliten lieferte Stadtbaumeister Simon Louis Du Ry, der wenige Jahre zuvor auch das "Französische Hospital" am Wilhelmsplatz erbaut hatte (Vanja 2000, S. 128). Im Unterschied zu diesem Gebäude, das für die Bewohner der Oberneustadt vorgesehen war, sollte das neue Hospital mit 400 Betten auch für die Menschen des Umlands da sein. Trotz der (nicht sichtbaren) Fachwerkbauweise besaß der freistehende, von Gärten umgebene Bau mit seinem zentralen Turmaufsatz aufgrund seiner klassischen Gliederung einen eher schloßartigen Charakter.
In der 'westphälischen' Zeit war die Charité, die nun auch als Militärlazarett diente, das größte Krankenhaus des Königreichs. Durch das Organisationsedikt Kurfürst Wilhelms II. wurde die Stiftung Landgraf Friedrichs II. 1821 in "Landkrankenhaus zu Cassel, Charité" umbenannt (Homburg 1985, S. 32). Nach der Erbauung eines neuen Landkrankenhauses auf dem Möncheberg 1892-1895 wurde es nicht mehr als Heilanstalt genutzt. Die Textilfabrik Salzmann richtete hier Werkswohnungen ein. Im Oktober 1943 wurde das Gebäude durch Bomben zerstört.

Stand: August 2007 [UH]




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