1.44.2 Neubauprojekt


Als Ersatz für die beim Abbruch des Kaufhauses am Ledermarkt in der Altstadt aufgegebene alte Hauptwache (vgl. Marb. Dep. 142) war ein Neubau an der Königsstraße am Rande des Friedrichsplatzes geplant, der jedoch nicht ausgeführt wurde (Holtmeyer 1923, S. 502f.; Lohr 1984, S. 108f.). Ruhl legte zwei Entwurfsvarianten vor, die in der klassizistisch geprägten Fassadengestaltung weitgehend übereinstimmten, sich aber in der Größe und dem baulichen Aufwand unterschieden. Die Entwürfe sehen ein blockhaftes Erscheinungsbild vor, bei dem Lohr einen Einfluß von Schinkels Neuer Wache in Berlin für möglich hält. Zu dieser generell für Militärbauten angestrebten Wirkung gehört auch die traditionelle Verwendung der dorischen Ordnung, die Ruhl für die Portiken vorsah. Dieses Gestaltungselement mußte er jeweils an allen vier Fassaden anordnen, da das Bauwerk aufgrund seiner Lage allansichtig gewesen wäre.
Die Schlichtheit der Architekturformen kontrastiert mit dem reichen ornamentalen und skulpturalen Schmuck der Gebälkfriese und Trophäengruppen am und auf dem Gebäude.
Die auf drei Blättern präsentierten Entwürfe sind im Klebeband hinter den Projekten für das Palais der Gräfin Schaumburg eingefügt. Wie diese weisen sie höchste zeichnerische Bemühung und Qualität auf. Die drei Aufrisse wurden von Holtmeyer im Kassel-Band der Bau- und Kunstdenkmälerpublikation verwendet (Holtmeyer 1923, Taf. 325), worauf die Graphitmarkierungen in den Blättern L GS 13651,13 und L GS 13651,14 zurückzuführen sind.

Stand: August 2007 [GF]




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