3.110.1 Ev. Pfarrkirche


Aus dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen kam im Jahr 2000 im Zusammenhang mit dem zweiten Depositum der Außenstelle Marburg ein kleines Konvolut von vier Blättern mit Entwürfen zum Neubau einer evangelischen Pfarrkirche in Schwarzenhasel in die Graphische Sammlung.
Der schadhafte Zustand des alten Kirchengebäudes wurde erstmals Ende der 1840er Jahre in den Archivalien thematisiert (StAM Best. 190a Rotenburg, Nr. 53, 31.7.1848). Im August 1848 erfolgte eine Reparatur des Daches. Knapp zehn Jahre später wurden die Neubaupläne konkret, wie einem Protokollauszug des Ministeriums des Innern vom 3.10.1857 zu entnehmen ist. Demnach sollte in einem Gutachten der Raumbedarf der Kirchengemeinde nachgewiesen werden. Ein entsprechender Situationsplan sowie Profilrisse wurden eingefordert. Anfang November sendete Landbaumeister Maurer die eingeforderten Unterlagen an die Oberbaukommission, in denen er die von Pfarrer und Bürgermeister übermittelte Zahl der Gemeindemitglieder reduziert und nach Abzug der unmündigen Kinder und nicht am Gottesdienst teilnehmender Familienmitglieder schließlich eine Gesamtzahl von 240 Kirchgängern nennt.
Im Dezember 1857 wurden die entsprechenden Entwurfszeichnungen der Oberbaukommission übergeben, die uns heute vermutlich als Marb. Dep. II, 379 und Marb. Dep. II, 380 vorliegen. Ein zweiter konkurrierender Entwurf, der ebenfalls zwei Zeichnungen umfaßt, wurde in der Oberbaudirektion unter der Leitung von Julius Eugen Ruhl erarbeitet und von Adam Heinrich Ludwig Böckel ausgeführt (Marb. Dep. II, 378 u. Marb. Dep. II, 377).
Zur Umsetzung kam jedoch ein anderer Entwurf von Wilhelm Cäsar, der mit einigen Schülerarbeiten in der Graphischen Sammlung vertreten ist (GS 13373, GS 13546, GS 13547, GS 13549, GS 13350, GS 13351, GS 13552, GS 13561). Cäsar entwickelte einen Saalbau mit östlichem Frontturm im neoromanischen Stil, der einzelne Elemente der beiden anderen Entwürfe in sich vereinigt. Wie in dem Ruhlschen Entwurf werden die Gebäudeecken von Werksteinlisenen eingefaßt, deren rahmender Charakter unter der Dachtraufe durch eine Blendarkade weitergeführt wird. Vergleichbar ist ebenfalls die Gestaltung der Chordoppelarkade und des darüberliegenden Oculus. Im flachgedeckten Kirchenraum trägt eine dreiseitige Empore dem Platzbedürfnis der Gemeinde Rechnung.

Stand: August 2007 [MH]




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