3.13.1 Landhaus Goeddaeus


In den 1780er Jahren gelangte die Familie von Goeddaeus in den Besitz des Hofes Brünchenhain (StAM Best. 340 von Goeddaeus, Nr. 3 u. Nr. 9; Jesberg 1991, S. 178f.). Zu einem bislang nicht bekannten Zeitpunkt zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand nach Entwürfen von Johann Daniel Engelhard ein neues Herrenhaus, wobei "ältere Reste" von Mauerwerk einbezogen wurden (Drach 1909, S. 173). Diese befinden sich, wie am noch erhaltenen Bau zu erkennen, vor allem im Sockelmauerwerk, das an den nord- und südöstlichen Seiten Geschoßhöhe hat.
Engelhard konzipierte ein zweigeschossiges Gebäude auf quadratischem Grundriß mit pyramidenförmigem Dach, auf dem mittig eine stockwerkhohe Laterne bzw. ein Belvedere plaziert war. Dieses diente auch der Beleuchtung des in der Hausmitte angeordneten Treppenhauses. Der Architekt realisierte damit eine Idee, deren Vorteile er in seiner 1849 veröffentlichten Schrift "Sammlung von Erfahrungen" beschrieb (Engelhard 1849, S. 78-80 u. S. 191f.) und auch im Landhaus von der Malsburg in Escheberg anwandte (vgl. GS 15763 u. GS 15764). Das Haus hat durch einen Ausbau des Daches, der wahrscheinlich anläßlich der Umnutzung zum Rüstzeitenheim durch die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck in den 1960er Jahren vorgenommen wurde, sein ursprüngliches Erscheinungsbild (Drach 1909, Taf. 176) verloren.
Engelhard wollte das Gebäude als Teil einer nie zustande gekommenen Publikation auf zwei Darstellungen mit Aufriß und Schnitt sowie drei Grundrissen vorstellen (vgl. Engelhards Manuskriptblatt "Drittes Heft" im Archiv der Graphischen Sammlung). Wie aus den Manuskriptnotizen hervorgeht, sollte offensichtlich zunächst der Sohn Gottlob die beiden Darstellungen anfertigen. Dessen Name wurde dann aber gestrichen und durch den Vermerk "Ich" ersetzt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei den in Graphit ausgeführten Blättern GS 15761 und GS 15762 um Johann Daniel Engelhards Vorzeichnungen für diese Publikation, in die noch zusätzlich ein "Portrait des H. v. Goeddaeus oder in das Medaillon das Wappen desselben" aufgenommen werden sollten. Möglicherweise gehört ein Blatt in der Graphischen Sammlung, das einen Porträtkopf in einem Laubkranz zeigt (Deutsche Zeichnungen 19. Jahrhundert, kleines Format, D-F), in diesen Zusammenhang. Die Zeichnungen Engelhards geben insgesamt einen in Teilen idealisierten Entwurfszustand wieder, der nicht zur Ausführung gekommene Elemente zeigt und topographische Gegebenheiten, insbesondere das Geländegefälle, ignoriert.
Das Blatt GS 15760, das die geringfügig veränderte Hauptfassade zeigt, scheint nicht für die projektierte Publikation, sondern im Planungszusammenhang angefertigt worden zu sein.
Die Zeichnungen belegen im Zusammenhang mit dem Manuskript Engelhards dessen bisher nicht bekannte Autorschaft für das Herrenhaus von Brünchenhain. Weder die Entstehungszeit des Gebäudes noch die der Zeichnungen können eindeutig angegeben werden; lediglich das Wasserzeichen von GS 15762 mit der Jahreszahl 1824 und die vorgesehene Aufnahme der 1825 erbauten Kirche von Schachten (vgl. GS 16765 - GS 16767) in die Veröffentlichung erlauben momentan zumindest die Festlegung eines Terminus post quem.

Stand: August 2007 [GF]




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