3.70.2 St. Kilian


Das achtteilige Konvolut mit Darstellungen der St. Kilianskirche in Korbach kann dem Konvolut mit Zeichnungen der Frankenberger Liebfrauenkirche unmittelbar zugeordnet werden. Dieselben Zeichner haben hier in vergleichbarer Darstellungsart ein weiteres, unmittelbar benachbartes Kirchenobjekt der gotischen Bauepoche abgebildet. Es ist anzunehmen, daß die Zeichnungen auch um das Jahr 1830 auf Anregung des damaligen Akademieprofessors Hummel von seinen Schülern als beauftragte Bauaufnahme angefertigt worden sind. Die Provenienz als ehemaliger Bestand der Kasseler Akademie der bildenden Künste kann durch den Stempel, den jedes Blatt erhalten hat, nachgewiesen werden. Wie die Frankenberger Blätter sind auch die Korbacher Zeichnungen als reine Federzeichnung mit Graphit-Vorzeichnung angelegt. Alle Zeichnungen sind betitelt und haben in der rechten oberen Ecke eine Blattnummer in römischen Ziffern. Der überwiegende Teil der in zwei Größen vorliegenden Zeichnungen ist vermaßt. Die Blätter des mittleren Formats wurden mit einer breiten Randlinie versehen und dann auf einen braunen Karton geklebt.
Die Darstellungen der Kilianskirche, die bei weitem nicht so umfangreich dokumentiert worden ist wie die Frankenberger Kirche, beschränken sich auf den Außenbau. Neben Aufrissen vom West- und Südportal ist der reichhaltige Figurenschmuck des südlichen Portals von den drei Schülern aufgenommen worden. Dabei lassen sich stilistische Übereinstimmungen mit dem Figurenschmuck in Frankenberg festmachen, die auch an anderer Stelle deutlich werden und ausschlaggebend für die Wahl dieses Objekts gewesen sein mögen. Die weiträumige spätgotische Hallenkirche mit kurzem Chorjoch und 5/8-Schluß (Baubeginn 1335) sowie kräftig ausgebildetem Westturm ist ebenfalls von den westfälischen Hallenkirchen, insbesondere der Wiesenkirche in Soest, beeinflußt.

Stand: August 2007 [MH]




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