3.76.1 Schloß


Die preußische Regierung ordnete 1869 die Verlegung des bisher in Kassel befindlichen Staats- und Provinzialarchivs in das Marburger Schloß an (vgl. Justi 1942, S. 116). Dies machte diverse Umbau- und Restaurationsmaßnahmen erforderlich. Unter der Leitung des Landbaumeisters Regenbogen wurden die drei Obergeschosse des Wilhelmsbaus, die beiden Obergeschosse des Leutehauses, der Westflügel und das obere Geschoß des Wohnhauses in Archivräume umgewandelt. Bereits 1869 hatte der damals in Kasel tätige Carl Schäfer, der später als Marburger Universitätsarchitekt mit dem Bau des neuen Auditoriengebäudes betraut war, ein ausführliches Gutachten über die Schloßkapelle und den Großen Saal angefertigt, in dem er vorschlug "die Verfassung herzustellen, in welcher diese Werke nach ihrer Vollendung im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts dastanden" (abgedruckt in: Schäfer 1910, S. 66). Dementsprechend wurde ihm die Instandsetzung von Kapelle und großem Festsaal übertragen, die bis 1874 andauerte (vgl. die Akten im StAM Best. 190a Marburg, Nr. 171). Die von ihm initiierte Wandbemalung in beiden Räumen stieß allerdings auf so heftigen Protest, daß der preußische König aus Privatmitteln eine weitere Erneuerung bezahlte (StAM Best. 190a 1037; vgl. Justi 1942, S. 120), die 1883 abgeschlossen war.
Die als Depositum des Landesamts für Denkmalpflege Hessen in der Graphischen Sammlung aufbewahrten Zeichnungen Schäfers stammen zum großen Teil aus einer ersten Serie von Bauaufnahmen und Veränderungsentwürfen für die Kapelle und den Großen Saal (Rittersaal) aus dem Jahre 1871. Drei Blätter beschäftigen sich zudem in einer späteren Phase mit der Fensterbemalung im Ostchor der Kapelle.

Stand: August 2007 [UH]




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