3.76.4 Fürstenhaus


1744 wurde in Marburg auf dem Gelände "Am Plan" (Barfüßerstr. 11) der Neubau des seit dem 16. Jahrhundert an dieser Stelle überlieferten Gasthauses "Zum weißen Roß" fertiggestellt (Deichsel 1981, S. 110; Süßmuth 1992, S. 12f.; Kemp 2002, S. 56). 1764-1821 befand sich in dieser Vierflügelanlage die Poststation, für deren Zwecke 1776 die rückwärtige Remise an der Untergasse errichtet wurde. 1808 verlegte die westphälische Regierung die Post in die gegenüberliegende Reitbahn, das Gebäude wurde zum Sitz der Präfektur. Nach der Zurückverlegung der Post 1814 wurde 1821 auch die Finanzkammer hierher verlegt. Bereits zwei Jahre später mußte diese aber dem Kurprinzen Friedrich Wilhelm Platz machen, der sich bis 1826 zu Studienzwecken in Marburg aufhielt. 1830/31 ließ der hessische Kurfürst das Gebäude für eigene Zwecke umbauen. Der betreffende Erlaß vom 26.4.1830 (StAM Best. 7b 1, Nr. 616) spricht von "Instandsetzung und zweckdienlicher Einrichtung des ehemaligen Posthauses zu Marburg zum behuf eines kurfürstlichen Absteige-Quartiers". Am 16.2.1830 berichtet Hofbaumeister Schulz von den erforderlichen Arbeiten. Er schreibt: "Zur deutlichen Übersicht des Ganzen habe ich nicht verhalten wollen, die Grundrisse der verschiedenen Etagen in dreifacher Ausfertigung submissest anzufügen: 1) die mit Litr. A. bezeichneten Risse enthalten die Einrichtung des Gebäudes in seiner jetzigen Verfassung. 2) in den Rissen Litr. B finden sich die projectierten Bauveränderungen rot eingezeichnet. 3) die mit Carmin angelegten Risse Litr. C enthalten die Einrichtung des Gebäudes wie solche nach geschehener Abänderung sein werde" (StAM Best. 7b 1, Nr. 616). Bei den drei in Kassel aufbewahrten Zeichnungen (Marb. Dep. II, 349 - Marb. Dep. II, 351) handelt es sich, der Beschriftung zufolge, offensichtlich um die unter C subsumierten Grundrisse. Zur Bauausführung empfahl Schulz den zuständigen Marburger Landbaumeister Nicolaus Arend. Im Erdgeschoß befand sich jetzt die Wohnung des Burggrafen, während die Beletage für die kurfürstliche Familie vorgesehen war. Bereits 1840 wurde das Haus vermutlich nicht mehr als Absteigequartier genutzt, da das Mobiliar versteigert wurde (Süßmuth 1992, S. 30). Ab 1866 wurde das Gebäude vom preußischen Staat als Kaserne genutzt. 1882/84 wurde es zum Landratsamt umgebaut, das dort bis 1972 seinen Sitz hatte. 1992 zog hier nach gründlicher Sanierung das Bauamt der Stadt Marburg ein.

Stand: August 2007 [UH]




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