3.76.7 Botanisch-pharmacognostisches Institut


Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte in Deutschland erstmalig die Einrichtung von speziellen botanischen Instituten. Ein solches in Marburg zu errichten war auch das Bestreben des dortigen Botanikprofessors J. W. A. Wigand (1821-1886). Als Standort bot sich das Gelände des Botanischen Gartens der Universität an, der 1810-1814 neu angelegt worden war (Schuchard 1979, S. 197ff.). Nach mehrjährigen Bemühungen konnte im Mai 1871 Carl Schäfer, der im selben Jahr Universitätsarchitekt in Marburg wurde, damit beauftragt werden, einen Entwurf und einen Kostenanschlag vorzulegen. Der Entwurf, der im oberen Geschoß Fachwerk vorsah, wurde aber in der zuständigen Abteilung für Bauwesen im Handelsministerium in Berlin so nicht genehmigt, Schäfer wurden verschiedene Auflagen erteilt. Bereits im Dezember 1871 waren die neuen Pläne fertig - insgesamt zehn Blätter, die als Leihgabe des Landesamts für Denkmalpflege Hessen in der Graphischen Sammlung komplett vorhanden sind.
Die Bauarbeiten begannen 1873, wobei aber noch Änderungswünsche von Professor Wigand zu berücksichtigen waren. Ständige Differenzen mit dem Institutsleiter begleiteten den Baufortschritt. Von seiten der Regierung wurden die hohen Kosten und der beständige Zeitverzug gerügt, der dazu führte, daß der Bau 1875 im Außenbau, aber erst 1877 mit der Innenausstattung fertiggestellt war. Bereits 1878 traten Risse auf, die durch Senkung der Fundamente hervorgerufen worden waren und ausgebessert werden mußten, was wiederum zu heftiger Kritik führte. 1896 wurde an der Ostseite des Hörsaals ein Anbau angefügt, der die Erweiterung des Auditoriums auf 150 Personen bezweckte.
Mit verschiedenen kleinen Umbauten hat sich der neogotische Gebäudekomplex, bestehend aus dem zweigeschossigen Hauptbau mit Arbeits- und Sammlungsräumen und dem angebauten eingeschossigen Hörsaalgebäude, bis heute erhalten.

Stand: August 2007 [UH]




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