4.18.2 Stadtpfarrkirche St. Elisabeth


Die zwischen 1886 und 1888 nach den Plänen von Hugo Schneider errichtete Elisabethkirche war der erste Neubau einer katholischen Kirche in Eisenach nach der Reformation. Mit Bezug auf die Tradition katholischer Sakralarchitektur sollte der Kirchenneubau in der Tradition der Marburger Elisabethkirche stehen, womit allgemein eine Anlehnung an die frühgotische Architektur vorgegeben war.
Hugo Schneider konzipierte nach diesen Vorgaben eine dreischiffige Basilika mit Querhaus in schlichten frühgotischen Formen. Der nach Süden ausgerichtete Bau zeigt einen mittig vorgelagerten massiven Nordturm, der von zwei seitlichen Treppentürmen, die bis zur Höhe des Querhauses heraufgeführt werden, flankiert wird. Deutlich werden die beiden Seitenschiffe des Langhauses durch die zum erhöhten Satteldach des Hauptschiffs quer anschließenden Satteldächer hervorgehoben. Aus der Bauflucht des Langhauses treten die beiden Arme des Querhauses heraus, das von einem Dachreiter über der Vierung bekrönt wird. Der auf Breite des Mittelschiffs ausgeführte Chorraum mit dreiseitigem Abschluß wird von zwei seitlichen, auf halber Höhe des Chores ausgeführten Seitenbauten begleitet, von denen der östliche als Kapelle zum Innenraum geöffnet ist und der westliche als Sakristei genutzt wird.
Das über drei Joche geführte Langhaus weist ein betont breites Mittelschiff und zwei äußerst schmal angelegte Seitenschiffe auf, die durch Rundpfeiler auf hohen oktogonalen Postamenten vom Mittelraum abgegrenzt werden. Das anschließende Querhaus tritt nur geringfügig über die Breite des Langhauses hinaus und schließt im Süden mit dem um drei Stufen erhöhten Chorraum, der östlich gelegenen Seitenkapelle und der westlich anschließenden Sakristei ab. Mittelschiff, Vierung und Querhaus sind von Kreuzrippengewölben überspannt, während die Seitenschiffe eine spitzbogige Quertonne besitzen.
Die Orgel befindet sich auf einer auf Arkaden angelegten Empore an der Nordseite des Kirchenraums. Für die Ausstattung des Kirchenraums plante Hugo Schneider neben dem Hochaltar zwei Seitenaltäre sowie eine Kanzel. Bis auf das Marienfenster in der Sakramentskapelle und zwei Reliefs des Hochaltars ging die neogotische Gestaltung des Kircheninnern bis heute weitestgehend verloren.
Eine erste Neuausmalung erfolgte 1934 in Folge eines Wasserschadens. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden 1965 der Hochaltar, die Seitenaltäre und die Kanzel abgebaut sowie der größte Teil der alten Fenster ersetzt. Zwei Reliefs des Hochaltars mit den Szenen des letzten Abendmahls und des Opfers des Melchisedek erhielten eine neue Position an der Ostwand des Querhauses (vgl. das Informationsblatt der Kirchengemeinde "Katholische Kirche St. Elisabeth Eisenach").
Seit 2002 wird der Raumeindruck des Kircheninnern von den neuen Fenstern nach den Entwürfen von Christine Schwarze-Kalkhoff sowie der kompletten Neufassung des Kirchenraums bestimmt, die keine Anklänge an die neogotische Raumgestaltung zeigen.
Zur Elisabethkirche liegen insgesamt elf Blätter vor. Fünf Pläne, die den Außenbau, den Grundriß sowie Schnitte durch Langhaus und Querhaus zeigen, sind auf zeitgenössische Kartons aufgezogen und dürften als Präsentationsblätter zur Vorstellung des Entwurfs gedient haben. Diese fünf Zeichnungen tragen neben der Signatur von Hugo Schneider noch die Unterschrift von Georg Kegel.
Kegel stammte aus Kassel, hatte 1874-1878 an der Königlich Technischen Hochschule Hannover bei Conrad Wilhelm Hase studiert und entwarf als freischaffender Architekt neben Profanbauten insgesamt 24 katholische, neogotische oder neoromanische Kirchen und Kapellen allein im Gebiet des Bistums Fulda. 1886 stand er noch am Anfang seiner Karriere als Kirchenbaumeister, war Schneider aber bereits bei dessen Projekt für die Wiederherstellung der Stiftskirche zu Fritzlar zur Hand gegangen.
Ein weiteres Blatt mit skizzenhaftem Charakter zeigt die Nordwestansicht des Außenbaus, die verbleibenden fünf Zeichnungen zeigen Entwürfe für den Haupt- und die Nebenaltäre sowie die neogotische Kanzel von der Hand Hugo Schneiders.

Stand: September 2007 [LK]




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