4.34.1 Prinzenhof


Insgesamt 17 Zeichnungen des ehemaligen Codex Fol. A 37 beschäftigen sich mit dem Prinzenhof in Kleve. Johann Moritz von Nassau-Siegen war 1647 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zu seinem Statthalter in Kleve ernannt worden, wo er zunächst im mittelalterlichen Schloß Schwanenburg residierte. 1664 erhielt er vom Kurfürsten Bauland an einer exponierten Stelle über dem Rheintal zum Geschenk, 1666 wurde auch noch Gelände südlich davon hinzugefügt, das Raum für einen weitläufigen Lustgarten bot. 1671 konnte nach Maßgabe der Bauzeichnungen mit den konkreten Planungen und Bauarbeiten begonnen werden (vgl. Terwen 1979, S. 123-139; Katalog Kleve 1979, S. 402-408). Die Architekten waren Maurits Post, der seit 1670 Hofarchitekt des Statthalters Wilhelm III. von Oranien war und der weniger bekannte, aber im "Cleefschen Lusthoff" von 1698 namentlich als Architekt genannte "General Dopff", Daniel Wolf von Dopff, der zum Zeitpunkt seiner offiziellen Anstellung beim Fürsten am 8. August 1671 noch keine 20 Jahre alt war und daher wohl eine untergeordnete Position einnahm (Terwen 1979, S. 137). Möglicherweise handelt es sich bei seinen Zeichnungen um Kopien von Postschen Entwürfen.
Das gegenüber dem Mauritshuis kleinere und schlichtere Palais im Stil des holländischen Klassizismus scheint aber kaum bewohnt gewesen zu sein, da Johann Moritz von Nassau-Siegen 1671 bis 1676 als niederländischer Generalfeldmarschall im Krieg gegen Frankreich unterwegs war und ab dem Sommer 1678 in der Eremitage zu Bergendael lebte. Der nächste Besitzer Herman van Wachtendonck verbreiterte das Haus im Bereich der hinteren Eckpavillons. Später diente das Gebäude als Hotel, im Zweiten Weltkrieg wurde es schließlich völlig zerstört.
Die Zeichnungen sind zum überwiegenden Teil in die Zeit zwischen 30. März und 16. September 1671 datiert. Ihre teilweise ausführliche Beschriftung und Bezifferung läßt darauf schließen, daß sie als Bauzeichnungen gedacht waren, Unterschiede zwischen den Blättern lassen jedoch vermuten, daß noch nicht alle Details wie etwa Fenster- und Türöffnungen (und Toiletten!) endgültig festlagen. Die Numerierung, die einige Blätter aufweisen, entspricht nicht unbedingt der zeitlichen Abfolge der Blätter und ist wahrscheinlich erst nachträglich hinzugefügt worden, um die Zeichnungen in eine Ordnung zu bringen. Jeweils ein Blatt ist von Maurits Post bzw. Daniel Wolf von Dopff handschriftlich signiert und datiert, davon ausgehend kann man die anderen Zeichnungen den beiden Architekten zuordnen.

Stand: September 2004 [UH]




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