4.47.4 St. Maximilian


Im Nachlaß Schneider finden sich Wettbewerbsentwürfe für zwei Münchener Kirchen - für St. Maximilian in der Isarvorstadt und für St. Paul in der Ludwigsvorstadt -, die in engem zeitliche, und inhaltlichem Zusammenhang miteinander stehen. Innerhalb von rund 40 Jahren, zwischen 1842 und 1885, verdreifachte sich die Bevölkerung Münchens, die Vorstädte vor der mittelalterlichen Kernstadt breiteten sich aus und der Bedarf nach neuen Pfarrkirchen zur Sicherstellung der seelsorglichen Betreuung der Münchener war nicht mehr zu übersehen (hierzu und zum Folgenden s. Lieb/Sauermost 1973).
1882 richtete Antonius von Steichele, Erzbischof von München-Freising, eine Denkschrift an den Magistrat der Stadt München, in der er die Errichtung dreier neuer Kirchen in den neuen, der Pfarre Heilig Geist zugehörigen Stadtvierteln anregte. In der Mutterpfarre lebten damals rund 50.000 Katholiken, und die Pfarrkirche konnte nicht einmal alle Schulkinder der Gemeinde zum Schulgottesdienst fassen. Die Stadt München stellte daraufhin Flächen für neue Kirchenbauten zur Verfügung unter der Auflage, daß innerhalb von 15 Jahren mit dem Bau begonnen würde. 1883 wurde daher der "Zentralverein für Kirchenbau in München" gegründet, der die Kirchenbauprojekte in Angriff nehmen sollte. Obwohl die neuen Pfarrbezirke in dem Zentralverein zusammengefaßt waren, gründete sich in jeder Pfarre im selben Jahr nochmals ein eigener Kirchenbauverein, um die Gläubigen intensiver erfassen und leichter Spendengelder einwerben zu können.
Am 1. November 1884 schrieb der Zentralverein einen Wettbewerb unter den Architekten Deutschlands für drei neu zu errichtende katholische Kirchenbauten aus: für St. Maximilian, für St. Paul und für St. Benno in Neuhausen. Der jeweilige Bauplatz war vorgegeben, damit waren die städtebaulichen Anforderungen definiert. Auch stand der Zuschnitt der neuen Pfarrbezirke schon so weit fest, daß die Kapazitäten der zu entwerfenden Bauten angegeben werden konnten. St. Paul etwa mußte für eine Gemeinde von rund 12.000 Katholiken hinreichend Raum bieten, St. Maximilian und St. Benno waren ähnlich zu dimensionieren. Es gingen schließlich 96 Wettbewerbseinsendungen ein, darunter die von Hugo Schneider. Ob er tatsächlich nur Entwürfe für zwei der drei Kirchen - nämlich für St. Maximilian und St. Paul - einreichte, oder ob ein dritter Entwurf für St. Benno nicht erhalten ist, konnte nicht geklärt werden. Die Projekte aus dem Nachlaß sind beide in hochgotischen Formen gehalten und überraschen durch ihre originellen Grundrisse. Sie sind auf dem gleichen Karton einer britischen Firma ausgeführt und in der unteren rechten Ecke mit einer Zahl versehen. Im Falle von St. Paul lautet diese Zahl 26, im Falle des Entwurfs für St. Maximilian 28 - wahrscheinlich eine Numerierung, die in München im Zuge der Wettbewerbsorganisation aufgeklebt wurde.
1885 fällte das Preisgericht sein Urteil, zeichnete neun Architekten aus und forderte sie zur Ausarbeitung von Plänen auf. Hugo Schneider gehörte nicht zu diesem Kreis. 1888/89 erfolgte die endgültige Auftragsvergabe, obwohl sich zum Teil der Baubeginn aus finanziellen Gründen noch etwas verzögerte. 1888-1895 entstand St. Benno nach Plänen von Leonhard Romeis, 1895-1901 St. Maximilian nach einem Entwurf von Heinrich von Schmidt und 1892-1906 St. Paul nach einem Entwurf von Georg von Hauberrißer.

Stand: September 2007 [LK]




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