4.57.1 Hotel Dütting


Innerhalb eines aus der Kasseler Gewerbehalle stammenden Konvoluts befinden sich fünf Möbelentwürfe, die sich gestalterisch den Entwürfen von Wilhelm Lüer für das Hotel Dütting in Osnabrück zuordnen lassen. Lüer hatte zwischen ca. 1865 und 1870 die gesamte Möblierung für das Hotel sowie das angebundene Restaurant entwickelt. Von der Forschung wird diese komplette neogotische Ausstattung als herausragendes Projekt des Hannoveraner Architekten eingeschätzt (Kokkelink/Lemke-Kokkelink 1998, S. 467, 478). Lüers Sitzmöbelentwürfe zeigen das von Georg Gottlob Ungewitter entwickelte Prinzip der "geneigten Hinterstolle" (nach Edwin Oppler, s. Kokkelink/Lemke-Kokkelink 1998, S. 478) mit der charakteristischen Dreieckskonstruktion, das Lüer in verschiedenen Modellen variierte. Bei dieser Konstruktion ist die Rückenlehne mit dem diagonal verlaufenden hinteren Beinpaar verbunden. Zusammen mit den Vorderbeinen ergibt sich die charakteristische dreieckige Stützenform. Gustav Schönermark publizierte 1890/91 in seinem Werk zur Architektur der Hannoverschen Schule (Die Architektur der Hannoverschen Schule. Moderne Werke der Baukunst und des Kunstgewerbes im mittelalterlichen Stil, 7 Bde., Hannover 1888-1895; s. Kokkelink/Lemke-Kokkelink 1998, S. 467, 478, 492 m. Abb. 790-795) einige dieser Entwürfe als mustergültige Beispiele dieser Stilausprägung.
Wie dieses Konvolut Eingang in die kunstgewerbliche Modell- und Mustersammlung der Kasseler Gewerbehalle fand, ist unklar. Die Sammlung gelangte 1913 in das neue Hessische Landesmuseum (Wegner 1987, S. 142 u. 148f.), der Graphikbestand wurde nach Gründung des Kupferstichkabinetts wohl dorthin überführt.

Stand: August 2007 [MH]




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