8.26.1 Villa "Tusci"


Zwei Briefe des römischen Schriftstellers Plinius d. J. erlangten eine große Bedeutung für die Architekturgeschichte: im ersten Brief an Gallus (Buch II, Nr. 17) beschreibt er seine laurentinische, im zweiten an Appolinaris (Buch V, Nr. 6) seine tuscische Villa (vgl. Fischer 1962, S. 20). Die Briefe bieten viele Detailbeschreibungen, doch nur durch genaues Textstudium läßt sich das Aussehen dieser Landhäuser näher bestimmen. Seit dem frühen 17. Jahrhundert versuchten diverse Architekten und Wissenschaftler Rekonstruktionen der Gebäude aus diesen Texten heraus, wobei es aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen z. T. zu erheblichen Unterschieden in der Konzeption kam. Während am Anfang die Rekonstruktionsversuche stark vom jeweiligen Zeitstil bestimmt waren, gewann seit dem späten 18. Jahrhundert die archäologische Forschung stärker an Bedeutung.
1798 entstand die Grundrißzeichnung des Kasseler Stadtbaumeisters Johann Henrich Wolff in Anlehnung an die Rekonstruktion von Félibien (L GS 15203). Zu Beginn der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts fertigte Johann Daniel Engelhard, der mit zahlreichen Publikationen auch als Kunsttheoretiker in Erscheinung getreten ist, eine Serie von vier Blättern zur "Villa Tusci" an (GS 16781 - GS 16784), der er in sorgfältiger Abschrift den entsprechenden Text des römischen Dichters beifügte.

Stand: Mai 2005 [UH]




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