11.10.5 Lüer, J. H. Wilhelm


Innerhalb des Bestands mit Möbelentwurfszeichnungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befindet sich ein siebenteiliges Konvolut unklarer Provenienz, das die Innenausstattung eines Herrenzimmers zeigt. Neben verschiedenen Möbelentwürfen gehören dazu perspektivische Innenansichten sowie ein Grundriß, in dem die Ausstattungsstücke verortet sind. Eventuell besteht ein Zusammenhang mit den Möbelzeichnungen des Hannoverschen Architekten J. H. Wilhelm Lüer. Seine Urheberschaft ist indes nicht eindeutig zu ermitteln.
Die neogotischen Entwürfe können als Ergebnis einer speziellen Ausprägung des Stils gewertet werden, die in der Offenlegung der Konstruktion bei gleichzeitiger naturgemäßer Behandlung des Materials besteht. Diese Kriterien verbanden sich mit der von vielen Neogotikern geforderte Neubelebung des Kunsthandwerks in Form einer auf den Prinzipien des Mittelalters basierenden Stilrichtung. Auch die Bestrebungen der Hannoverschen Architekten- und Ingenieursverein, dessen Mitglied Lüer war, lassen sich hiermit in Übereinstimmung bringen. Dabei sollte die künstlerische Form nicht allein an den Fassaden zum Ausdruck gebracht werden, sondern auch die Innenräume "waren charakteristisch, ihren verschiedenen Zwecken entsprechend auszubilden. Bei der architektonischen Behandlung der Innenräume von öffentlichen und privaten Gebäuden ward alsdann zum ersten Male gebrochen mit dem herkömmlichen Verputzen und Bemalen der Decken, dem Tapezieren der Wände und Lackieren der Fenster und Thüren. Die sogenannten Architekten und ihre Schüler ordneten an geeigneter Stelle gewölbte und Holzdecken an, verwandten Täfelung und Wandmalerei […]" (Unger 1878, S. 7).
Die Blätter des Konvoluts sind mit römischen Ziffern versehen. Löcher in den Blattecken deuten auf eine Aufhängung hin. Die beiden perspektivischen Innenraumansichten (GS 14720 u. GS 14721) wurden auf einem farbigen Karton fixiert.

Stand: August 2007 [MH]




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