12.1.2 Rosengarten, Albrecht


1837 gewann der kurfürstliche Baueleve Albrecht Rosengarten, der seit Oktober 1826 bei der Oberbaudirektion angestellt war, das Reisestipendium der Kasseler Akademie. Wenngleich Knackfuß (Knackfuß 1908, S. 175) erst nach 1837 Wettbewerbe im Zusammenhang mit der Vergabe der Reisestipendien erwähnt, dürften die elf Entwurfszeichnungen zu einer anspruchsvollen herrschaftlichen Sommerresidenz mit Reithalle, Marstall, Rennbahn und umgebendem Park in diesem Kontext entstanden sein, wie bereits Hallo (Hallo 1983, S. 598, Anm. 17) konstatierte. Unterstützt wird diese Vermutung durch zehn Entwürfe von Rudolph, die sich zu derselben Aufgabenstellung in der Graphischen Sammlung erhalten haben (GS 16809 - GS 16818). Auch diese Pläne sind numeriert und zeigen in annähernd der gleichen Abfolge nach einem kolorierten Situationsplan mit der Feder angelegte Grundrisse, Aufrisse, Schnitte sowie abschließend jeweils mehrere Entwürfe zur Reithalle und zu den Marställen. Aufgrund der verwendeten Papiere mit dem Wasserzeichen "Whatman 1836" können die Zeichnungen beider Architekten frühestens 1836/37 angefertigt worden sein.
Archivalische Zeugnisse zu dem Wettbewerb, vor allem eine detaillierte Aufgabenbeschreibung, konnten bislang in den verstreuten Aktenbeständen zur Kasseler Akademie nicht ausfindig gemacht werden. Aufgrund der Gemeinsamkeiten der Entwürfe von Rosengarten und Rudolph kann jedoch auf die Ausschreibungsbedingungen geschlossen werden. Gefordert war vermutlich eine Schloßanlage, die sich um zwei quadratische Höfe gruppierte. Bedauerlicherweise haben sich die Legenden zu den Zeichnungen nicht erhalten, so daß die Funktion der Zimmer des Schlosses sowie einzelner Nebengebäude im Park nicht eindeutig benannt werden kann.
Der Entwurf von repräsentativen Herrschaftswohnsitzen gehörte auch im 19. Jahrhundert noch zu den beliebten Ausschreibungsthemen von Akademiewettbewerben, boten sie doch den Architekten ein geeignetes Feld, um großangelegte Architekturphantasien zu entwickeln (vgl. Sonne 1998, S. 159). Darüber hinaus gab es jedoch etliche Residenzen, mit deren Ausführung noch begonnen wurde. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an den Auftrag Napoleons an Percier und Fontaine zu einem Palais du Roi de Rome auf dem Hügel von Chaillot bei Paris oder aber, um im nordhessischen Bereich zu bleiben, an die umfangreichen Planungen von Heinrich Christoph Jussow für Kurfürst Wilhelm I. zur Chattenburg in Kassel.

Stand: August 2007 [CL]




© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum