12.2.9 Liman, Louis-Théodore


In seinen Lebenserinnerungen schreibt Johann Heinrich Wolff, daß sein Mentor, der Hofbaumeister des Königreichs Westphalen Grandjean de Montigny, ihm dringend empfohlen habe, sich "nach Paris zu wenden, wo ich in dem Atelier des berühmten Percier, seines eigenen Lehrers, an den er mir seine vielmögende Empfehlung versprach, allein Gelegenheit haben würde, etwas Tüchtiges zu lernen" (Wolff 1899, S. 262). So reiste er am 6. September 1812 nach Paris. Leider brechen die gedruckten Lebenserinnerungen an diesem Punkt ab, wir wissen aber, daß "Jean" Wolff 1814 als Schüler der "Ecole d'Architecture" bei Percier angenommen wurde (Delaine 1907, S. 429). Dort kam er offensichtlich in Kontakt mit dem älteren Mitschüler Louis-Théodore Liman, von dessen Hand einige (9 Blätter) Wettbewerbsentwürfe für die monatlichen Preisausschreiben ("Prix d'emulation") im Nachlaß Wolff stammen, die auf der Rückseite mit seinem Namen gekennzeichnet sind. Zusätzlich enthalten diese Blätter auch die Signatur von Leon Dufourny, der ab 1804 Professor an der "Ecole imperiale d'Architecture" in der Nachfolge von Le Roy war (Szambien 1988, S. 22ff.).
Es war an diesem Institut seinerzeit durchaus üblich, daß die Zeichnungen, die an einem der regelmäßig stattfindenden Wettbewerbe teilnahmen, von dem Professor für Architekturtheorie namentlich abgezeichnet und nach Abschluß des Wettbewerbs gewöhnlich auch mit dem Namen des Schülers gekennzeichnet wurden (frdl. Mitteilung von Annie Jacques, Coll. de l'Ecole nationale superieure des Beaux-Arts, Paris), wie es bei den aus diesem Zusammenhang stammenden Blättern aus dem Nachlaß Wolff der Fall ist. Da die Aufgabenstellungen für die monatlichen "Prix d'emulation" im Gegensatz zu denen des jährlich ausgeschriebenen "Grand Prix" nur sehr lückenhaft überliefert sind, kann man aber über den Entstehungszeitpunkt dieser Zeichnungen nur selten detaillierte Angaben machen (Jacques/Miyaké 1988).
Die durch getreue Kopien und Studien belegte Beschäftigung Johann Heinrich Wolffs mit diesen Wettbewerbszeichnungen spiegelt seine Entwicklung als Schüler des renommierten Architekturinstituts in Paris. Vor allem die Entwürfe für ein Nationalarchiv von 1814 (L GS 15310 - L GS 15312) zeigen eindrücklich seine Auseinandersetzung mit dem Vorbild und die Entwicklung von eigenständigen Ideen.

Stand: September 2004 [UH]




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