12.15.14 nach E.-A. Petitot und B. Bossi


Eine Reihe von Gefäßnachzeichnungen, die von Heinrich Christoph Jussow abgefertigt wurden, hat keine antiken Vorbilder, vielmehr geben sie Vorlagen aus der Kupferstichfolge "Suite de Vases tirée du cabinet de Monsieur du Tillot" wieder, die erstmals 1764 in Parma erschien (zu den verschiedenen Ausgaben der "Suite de Vases" s. Cole 1993). Die Folge kombiniert antike Gefäßformen mit Dekorationselementen des 17. und 18. Jahrhunderts (vgl. dazu Katalog Rom/Dijon/Paris 1976, S. 250). Von den - außer Titel und Widmung - 30 Blättern mit Gefäßen, die von 2-31 durchnumeriert sind, sind 23 Nachzeichnungen im Jussow-Nachlaß erhalten. Möglicherweise hatte er die ganze Folge gezeichnet und die fehlenden Blätter 10, 15-17, 22-23 und 27 müssen heute als verloren gelten.
Der Zeichner, Ennemond-Alexandre Petitot (1727-1801), wurde in Lyon und Paris zum Architekten ausgebildet und lebte von 1746 bis 1750 in Rom. Dort hatte er die Bekanntschaft von Piranesi gemacht, dessen Einfluß sich besonders bei den Ruinenelementen zeigt, in die er manche seiner antikisierenden Vasen stellte. Von 1753 bis zu seinem Tod arbeitete Petitot als Hofarchitekt in Parma, wo er auch an der Akademie lehrte.
Benigno Bossi (1727-1792) war in erster Linie als Stukkateur und als Stecher tätig, arbeitete aber auch als Maler. Seit 1759 lebte auch er in Parma und war ebenso wie Petitot als Lehrer an der Akademie tätig.
Wo Jussow die "Suite de Vases" kennengelernt hat, ob bereits während seiner Studienzeit in Kassel oder während der Jahre in Frankreich und Italien, ist bislang ungeklärt. Die Nachzeichnungen scheinen in erster Linie als Studienblätter gedient zu haben. Möglicherweise haben sie auch Anregungen für eigene, ähnliche Entwürfe Jussows geliefert.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom, überarbeitet Mai 2005 [WL]




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