12.16.1 Ungewitter, Georg


Im Rahmen des sog. Marburger Depositums kam 1980 eine Mappe mit Einzelblättern von Georg Gottlob Ungewitter in die Graphische Sammlung. Sie waren ehemals Teil eines Skizzenbuchs mit gotischen Architekturdetails, das Ungewitter wohl in seiner Lübecker Zeit in den Jahren 1848/49 begonnen und später weitergeführt hat.
Ein großer Teil der in Graphit angelegten Zeichnungen steht in Zusammenhang mit Ungewitters architekturtheoretischen Arbeiten, vor allem mit dem "Gothischen Musterbuch", das 1856 und 1861 in Leipzig erschienen ist. Das Gemeinschaftsprojekt mit den rheinischen Katholiken Vincenz Statz und August Reichensperger zeigt Architekturdetails aus Deutschland, die neben Stücken aus Holstein, Westfalen, Niedersachen, dem Rheinland und Sachsen mehrheitlich aus Nordhessen stammen, so daß anzunehmen ist, Ungewitter habe den Hauptteil der Zeichnungen geliefert (David-Sirocko 1997, S. 81).
Einige der Darstellungen des vorliegenden Konvoluts sind vorbereitende Skizzen, andere können als Reinzeichnungen gewertet werden, die vermutlich dem Lithographen W. Loeillot als Vorlageblätter gedient haben. Unter den Zeichnungen befinden sich orthogonale Ansichten, Teilaufrisse, Schnitte und Detailstudien, die in der Regel auch vermaßt wurden. Plastische Darstellungen wechseln mit strengen Umrißzeichnungen, die den mittelalterlichen Musterbüchern folgen (David-Sirocko 1997, S. 81). Oftmals sind Bauaufnahmen verschiedener Kirchen auf einem Blatt vereinigt. Nur wenige Darstellungen sind beschriftet, die Vermerke haben zumeist keinen identifizierenden Charakter, sondern beziehen sich auf nicht sichtbare bzw. der Darstellung nicht ablesbare Details, wie "4 mal wiederholt", "oberster Fries 4 1/2 hoch, die Windung 5 mal wiederholt" (Marb. Dep. 249,66) oder sie dienten als Gedächtnisstütze (etwa "von einem Gestühl", Marb. Dep. 249,16).

Stand: August 2007 [MH]




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