2.2.1.2 - Kassel-Wilhelmshöhe, Oktogon, Entwurf zur Pyramide, Grundriß, Aufriß und Schnitt



2.2.1.2 - Kassel-Wilhelmshöhe, Oktogon, Entwurf zur Pyramide, Grundriß, Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: GS 9734
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Oktogon, Entwurf zur Pyramide, Grundriß, Aufriß und Schnitt
Künstler: Giovanni Francesco Guerniero (um 1665 - 1745), Architekt/-in
Datierung: 1713
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Braun, grau und hellrosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 33,4 x 47,6 cm (Blattmaß)
57,7 x 74,2 x 3,3 cm (Rahmenmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit (unvollendet)
Beschriftungen: oben links: "Nro 13" (Feder in Braun)
unten rechts: "Mi oblicho fare la sudeta piramida comiciando dall / la letra A Sino ala letra O terminero il sudeto lavore / i(n) conformita alla Schritura stabilta e mi soto / schrivo Gio Francesco Guernieri / Casell 9. Stenbre ano 1713" (Feder in Braun)


Katalogtext:
Das Blatt war Bestandteil des Vertrags vom 30. September 1713, in dem sich Giovanni Francesco Guerniero zur Errichtung der Pyramide auf dem Oktogon verpflichtete (Heidelbach 1909, S. 101; Holtmeyer 1910, S. 276; Sander 1981, S. 230; Hannwacker 1992, S. 188; Katalog Kassel 1997/1, S. 106 u. 156). Auf die Zeichnung wird in dem Kontrakt zweimal explizit Bezug genommen (vgl. Heidelbach 1909, S. 101f.). In einem schriftlichen Zusatz, der den Darstellungen vom Architekten eigenhändig hinzugefügt, unterzeichnet und auf den 9. September 1713 datiert ist, verpflichtet sich Guerniero, den Bau gemäß der Zeichnung auszuführen und seine Standsicherheit zu garantieren. Das Projekt wird durch zwei Grundrisse, zwei Aufrisse, einen Schnitt sowie eine Maßskizze vorgestellt, so daß die wesentlichen baulichen und gestalterischen Einzelheiten eindeutig und überprüfbar dargestellt sind. Hierzu gehören auch die in Graphit eingetragenen Verankerungen und Steinlagen in einem der Grundrisse. Insgesamt erweckt die Zeichnung jedoch den Eindruck, als sei sie unter einem gewissen Zeitdruck entstanden und deshalb nur unvollkommen. So finden sich Flüchtigkeiten, Ungenauigkeiten und sogar offensichtliche Fehler, wie die von Hannwacker konstatierte falsche Anordnung der seitlichen Mauern am Sockelgeschoß (Hannwacker 1992, S. 185f.; ebd., S. 99 Hinweise auf zeichnerische Schwächen Guernieros). Weiterhin wurde am unteren Blattrand der Maßstab zwar vorbereitet, aber nicht ausgeführt. Vergleichbare Ungeschicklichkeiten lassen sich auch in der großen Schnittdarstellung des Oktogons erkennen (GS 5547), die ebenfalls Guerniero zuzuschreiben ist, insgesamt aber sorgfältiger ausgeführt wurde.
Der Bau wurde als letzte von Guerniero in Kassel geleitete Bauarbeit bis Ende 1714 auf der Grundlage der Zeichnung ausgeführt. Dabei kam es noch zu einigen Änderungen wie dem Wegfall der seitlichen Nischen des Sockelbereichs und der Balkone sowie vor allem des Skulpturenschmucks (Holtmeyer 1910, S. 277; Manuskript Schuchard; Hannwacker 1992, S. 188). 1717 erfolgte die Aufstellung der Herkulesskulptur, deren Umrisse möglicherweise von anderer Hand in die Zeichnung Guernieros eingetragen wurden. Im Zeichenduktus wie auch durch den Verzicht auf Lavierung unterscheidet sich die Figur jedenfalls von den anderen in der Sockelzone (auch Hannwacker, der die Herkulesstatue irrtümlich in Graphit eingetragen sieht, hält eine spätere Hinzufügung für denkbar; Hannwacker 1992, S. 186).
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 390-392, Kat.Nr. IX.33.


Letzte Aktualisierung: 02.03.2023



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