2.6.3.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Entwurf zum Erdgeschoß, Grundriß



2.6.3.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Entwurf zum Erdgeschoß, Grundriß


Inventar Nr.: Marb. Dep. 45
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Entwurf zum Erdgeschoß, Grundriß
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1794/1795
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Grau, Schwarz und Dunkelbraun, grau, hellgrau, graubräunlich und rot laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 49,9 x 57,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben rechts: "1.Nro 26" (Graphit)
unten links: "Die Thür a muß so angelegt / werden, daß ihre eine seite, wenn / man sie verlängern wolte, gerade ins / Zentrum des Thurmes zutrift, und / in dieser Linie fängt als dan der 1t / tritt der treppe an, und sie gibt / auch die Mitte des Fensters" (Feder in Braun)
unten rechts: "approbit / WL" (Feder in Braun)
in der Darstellung: "Die Tritte werden 7 zoll hoch / Die Sohlbank des 1t Fensters, das die Treppe erleuchtet / (Diese Fenster werden von der grösse derer / im grossen treppen Thurm, nur daß sie einen / Sturz nach einer halben Zirkel bekommen.) komt 5 Fus über den Fusboden des Rez de chaussée zuliegen / und die Sohlbank des 2t in die Wage der Fenster in der bel etage." (Feder in Braun)
in der Darstellung: Erläuterung zum Grundriß (Feder in Braun)


Katalogtext:
Die "Historischen Nachrichten" berichten für das Jahr 1795 von weitreichenden Planänderungen beim Bau der Löwenburg: "Dieses Gebäude das, der ersten Idee nach, nur durch die Vorstellung einer alten Warte und weniger Reste zerfallener Mauern die Erinnerung der verflossenen Zeiten zurückrufen sollte ist seit dem Anfange seines Baues bis zu einer beträchtlichen Größe erweitert worden, indem des Herrn Landgrafen Hoch Fürstle Durchlaucht jene erste von Höchstdemselben, mit so glücklicher Auswahl des Platzes, gefaßte Idee in die eines ganzen gothischen Bergschloßes umzuschaffen gnädigst geruhet haben" (Holtmeyer 1913, S. LXIXf.).
Der vorliegende Grundriß ist der erste Entwurf, der die erweiterte Anlage mit vier um einen Innenhof gruppierten Flügeln zeigt. Er wird im Winter 1794/95 entstanden sein, da sich nach den "Historischen Nachrichten" im Jahr 1795 bereits einige Teile der Anlage im Bau befanden.
Seit der Grundsteinlegung im Dezember 1793 war die Felsen- bzw. Löwenburg schrittweise vergrößert worden. Ihre anfangs noch unverbundenen Gebäudetrakte wurden nach und nach zu einer Einheit zusammengefaßt. Als Vorstufen zu dem ersten Gesamtplan sind die Detailgrundrisse zur Türmerswohnung GS 5677 und zum Verbindungsbau zwischen Bergfried und Retraite GS 5683 anzusehen. Mit diesen Plänen wurden die Gebäudeteile des Osttrakts verbunden und der Übergang in den Nordtrakt hergestellt. Während das Nordtor 1794 bereits im Bau war - vermutlich gab es hierzu weitere Detailpläne, die sich nicht erhalten haben -, sind der Westtrakt mit dem Marstall und der Kirche sowie das Südtor vermutlich mit diesem Plan konzipiert worden.
Der Grundriß zeigt diverse Korrekturen. Über Jahre hinweg wurden Planänderungen und -erweiterungen eingezeichnet, so daß der Planungsverlauf gut ablesbar ist. Der früheste Zustand ist in einem hellen Grau angelegt. Für den Ostbau sind folgende Korrekturen zu konstatieren: Der Treppenturm des Bergfrieds und der Küchenbau waren ehemals über eine Mauer miteinander verbunden. Der Verlauf dieser Mauer, die Jussow nachträglich auszuradieren versucht hat, ist im Original eindeutig auszumachen und auch auf verschiedenen anderen Plänen noch vorgesehen, so etwa auf dem frühen Aufriß zum Osttrakt GS 5650 sowie auf dem Entwurf zu einem Wasserfall unterhalb der Löwenburg (GS 5640). Jussow ersetzte diese Mauer durch zwei offene, im Grundriß in Rot eingezeichnete Bogenstellungen, die später geschlossen wurden, um weiteren Wohnraum zu gewinnen. Ebenfalls in Rot ist die Vergrößerung der Küche angegeben. Die Erweiterung der Retraite im Südosten skizzierte Jussow dagegen in brauner Tinte. Aus den Radierspuren ist wiederum der ursprüngliche Verlauf des Mauerwerks ersichtlich. Der Ausbau des südöstlichen, ehemals ruinösen Eckturms ist in Rot angelegt.
Für die anderen Gebäudetrakte können ähnlich gravierende nachträgliche Korrekturen nicht festgestellt werden. So wurde etwa die veränderte Position der Kirche nicht eingetragen (vgl. im Gegensatz dazu GS 18404). Nur grob sind der Damenbau im Nordosten und der Marstall im Nordwesten in Graphit einskizziert, die ab 1798 in veränderter Form errichtet wurden.
Die Datierung der einzelnen Bauabschnitte ist aufgrund der Quellenlage schwierig. Die genauesten Hinweise auf den Planungs- und Bauverlauf geben noch die "Historischen Nachrichten", die ab 1795 sogar von dem ausführenden Architekten, von Jussow selbst, fortgeführt wurden (von Dittscheid wurde die Aussagekraft der "Historischen Nachrichten" dennoch stellenweise erheblich in Frage gestellt). Im Zusammenhang mit den Aufrissen, die von diesem Grundriß abgenommen wurden (Dittscheid 1987, S. 349), wird auf die Datierung der einzelnen Planungsänderungen noch genauer einzugehen sein.
Warum einige Veränderungen in der Planung nachgetragen wurden, andere dagegen nicht, ist im einzelnen nicht auszumachen (vgl. dazu etwa GS 5676).

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [CL]


Literatur:
Dittscheid 1987, S. 171, 174f., 178f., 186, 201, 204, 348f., Nr. 148, Abb. 305, Farbtaf. VIII (zwischen Winter 1794/95 und 1798); Dötsch 1998, S. 141, Abb. 4; Katalog Kassel 1999/CD-Rom; Katalog Kassel 1999/1, S. 156, Kat.Nr. 39


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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