1.64.12.8 - Kassel, "Haus Ruhl", Entwurf zur Hauptfassade, Aufriß



1.64.12.8 - Kassel, "Haus Ruhl", Entwurf zur Hauptfassade, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 13634
Bezeichnung: Kassel, "Haus Ruhl", Entwurf zur Hauptfassade, Aufriß
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Architekt/-in
Datierung: um 1837
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Blau
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1830"
Maße: 35,5 x 48,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: in der Darstellung: Erläuterungen, Maßangaben (Graphit)


Katalogtext:
Der Aufrißentwurf für die Hauptfassade vom "Haus Ruhl" am Ständeplatz präsentiert eine symmetrische Fassadengliederung im 'Rundbogenstil', die sich deutlich an der Gestaltung des bereits 1834 fertiggestellten Schwarzenberg-Hauses auf der anderen Seite des Ständehauses orientiert (vgl. das Photo von 1929 in Brier/Dettmar 1986, Bd. I, S. 188). Übernommen sind die neun Achsen und vier Geschosse sowie das Zwerchhaus über den mittleren fünf Achsen. Auch die vertikale Gliederung durch Lisenen und die Mittenbetonung durch den Balkon in der Beletage entsprechen dem älteren Bau. Ruhl verstärkte jedoch die horizontale Gliederung, indem er jedem Geschoß ein eigenes Aussehen gab. Auf das Erdgeschoß mit Putzquaderung in der Art italienischer Rustika folgt die durch Balkone hervorgehobene Beletage, die in den Quaderlisenen und der Putzquaderung im Mittelteil die Erdgeschoßgestaltung aufgreift, mit den profilierten Rundbogenfenstern mit rechteckiger Verdachung aber die Fensterform des nächsten Geschosses einführt. Ein Zinnenfries über den drei Balkon-Fenstertüren gibt dem Gebäude im Zusammenwirken mit dem Maßwerk-Spitzbogenfries am Kranzgesims und den Maßwerkformen der gußeisernen Balkongitter einen altertümlichen Charakter. Die beiden oberen Geschosse, die nicht durch ein Gesims voneinander getrennt werden, sind schlichter gehalten. Die Lisenen mit zweifach abgesetztem rechteckigem Spiegel wiederholen die doppelte Profilierung der Rundbogenfenster, die in der dritten Etage kleiner sind und durch ein eingebundenes schmales Gesims, das auch die Lisenen unterteilt, auf der Fassade fixiert werden. Der fünfachsige Dacherker wiederholt in den Rundbogenfenstern und den seitlichen Lisenen die Gliederung der unteren Geschosse.
Die Graphiteinzeichnungen betreffen Varianten des Daches und des Haupteingangs. Interessanterweise findet sich der hier skizzierte Eingang in der Entwurfsvariante für ein Akademiegebäude L GS 13648 wieder, die 1839/40 entstanden sein dürfte.
Aufgrund des verwendeten Papiers mit einem Wasserzeichen von 1830 und der starken Anlehnung des Entwurfs an das Pendant des Schwarzenberg-Hauses kann man diesen Hauptfassadenentwurf, zu dem der Seitenfassadenaufriß L GS 13647 gehört, in die frühe Entwurfsphase um 1837 datieren.
Stand: August 2007 [UH]


Literatur:
Lohr 1984, S. 144ff., Abb. 94


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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