1.64.12.29 - Kassel, "Haus Ruhl", Entwurf zur Seitenfassade, Aufriß



1.64.12.29 - Kassel, "Haus Ruhl", Entwurf zur Seitenfassade, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 13635
Bezeichnung: Kassel, "Haus Ruhl", Entwurf zur Seitenfassade, Aufriß
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Architekt/-in, Entwurf
unbekannt, Zeichner/-in, Ausführung
Datierung: 1841/42
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Blau
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 29,8 x 45,2 cm (Blattmaß)
25,2 x 40,4 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: unten mittig: "Bau-Plan des vom Hofbaudirector Ruhl erbaut werdenden Gebäudes in der Friedrich-Wilhelmstrase / Seitenfacade" (Feder in Schwarz)
oben links: "Copie" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Genehmigt durch Ministerial-beschluß No. 6282 vom 7 July 1842" (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Für die Übereinstimmung mit dem Original / Mann" (Feder in Schwarz)
rechts in der Darstellung: "untere Kante der Deckenbalken" (Graphit)


Katalogtext:
Obwohl in L GS 13855 bereits ein am 7. August 1841 genehmigter Grundriß zum "Haus Ruhl" vorliegt, belegt der als "Bau-Plan des vom Hofbaudirector Ruhl erbaut werdenden Gebäudes in der Friedrich-Wilhelmstrase / Seitenfacade" bezeichnete Aufriß, der am 7. Juli 1842 genehmigt wurde, daß es doch noch Konzeptionsänderungen gegeben hat. Auch dieses Blatt ist als Kopie gekennzeichnet und enthält den Vermerk "Für die Übereinstimmung mit dem Original / Mann".
Wesentliche Änderungen betreffen vor allem das Grundgerüst der Fassadengliederung des Vorderhauses, wo Ruhl von der in L GS 13879 im Aufriß dargestellten und auch im genehmigten Grundrißentwurf von 1841 festgehaltenen Aufteilung in zwei zweiachsige Seitenkompartimente und einen einachsigen Mittelteil wieder abgeht zugunsten der schon in den frühen Plänen gezeigten Gliederung (vgl. L GS 13647), bei der ein dreiachsiger Mittelteil von zwei einachsigen Seitenrisaliten gerahmt wird. Die mit abgesetztem Spiegel versehenen Lisenen setzen auch hier vertikale Akzente, wobei wie in L GS 13636 die beiden Hauptgeschosse, Beletage und zweites Geschoß, zusammengeschlossen sind, während die dritte Etage durch ein schmales Gesims abgetrennt wird. Erstmalig sind hier sämtliche Fenster der Obergeschosse und des Dacherkers einheitlich als profilierte Rundbogenfenster mit einer rechteckigen Rahmung versehen, was eine größere Gleichmäßigkeit der Fassade bewirkt. Davon hebt sich nur das mittlere Fenster in der Beletage ab, das wie in L GS 13636 eine ornamentale Bekrönung erhält.
Wie schon in dem frühen Entwurf L GS 13856 angedeutet, ist der Zwischenbau hier auf vier Geschosse erhöht worden, was den Obergeschoßwohnungen zugute gekommen wäre. Ebenso hat der zweigeschossige Seitenflügel ein Kniestockgeschoß erhalten, das mit kleinen Fensterluken versehen ist. Der Flügelbau, der zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt war, zeigt ansonsten nur wenige Veränderungen. Der Verzicht auf die Erdgeschoßrustika und die Gestaltung der Lisenen mit Innenfeldern konnten durch Malerarbeiten erledigt werden. Ebenso wäre die Veränderung der Lünetten- in Rundbogenfenster kein größeres technisches Problem gewesen. Die Tatsache, daß die Gestaltung der Dächer unvollendet bzw. in Graphit eingezeichnet ist, belegt, daß in diesem Punkt nach wie vor keine endgültige Entscheidung getroffen war.
Der Genehmigungsvermerk von 1842 rückt diesen Aufriß an das Ende der langen Reihe von Entwürfen, da das Gebäude noch 1842 fertiggestellt wurde (vgl. Lohr 1984, S. 147). Leider ist weder ein entsprechender Aufriß der Hauptfassade noch der endgültige Grundriß erhalten. Die wenigen Ansichten bzw. Photos, die das Ruhlsche Haus zumindest teilweise zeigen (vgl. Denkmaltopographie 1984, Abb. S. 21; Brier/Dettmar 1986, Bd. I, S. 188), lassen erkennen, daß die Fassadengliederung mit den Lisenen in der im vorliegenden Plan angegebenen Form, in den beiden oberen Geschossen allerdings mit einfachen Rundbogenfenstern umgesetzt wurde. Die Hauptfassade verfügt wie in dem 1841 genehmigten Grundriß (L GS 13855) über drei einachsige Risalite zwischen dreiachsigen Fassadenteilen, wobei der eine Eingang wie dort genau in der Mitte positioniert ist, während der Zugang zur rechten Haushälfte nicht in der letzten, sondern in der vorletzten Achse liegt. Mit dem großen Zwerchhaus, das sich über die sieben mittleren Achsen erstreckte (vgl. das Photo von Emil Rothe 1894/1902 im Stadtmuseum Kassel Inv.Nr. 89/0187.01, für diesen Hinweis danke ich Alexander Link), schließt der Bau wieder deutlich an die frühen Entwürfe mit fünfachsigem Dacherker (vgl. L GS 13634) an.
Stand: August 2007 [UH]


Literatur:
Lohr 1984, S. 144ff.


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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