3.130.3.16 - Wilhelmsthal, Schloß, Bauaufnahme von Garten und Grotte, Grundriß, Ansicht und Untersicht



3.130.3.16 - Wilhelmsthal, Schloß, Bauaufnahme von Garten und Grotte, Grundriß, Ansicht und Untersicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 208
Bezeichnung: Wilhelmsthal, Schloß, Bauaufnahme von Garten und Grotte, Grundriß, Ansicht und Untersicht
Künstler: Israel Schwalm (1801 - 1856), Architekt/-in
Datierung: 02.12.1826
Geogr. Bezug: Wilhelmsthal
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, Grau und Braun, grau, braun, blau, rosa und gelb laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1822"
Maße: 57,3 x 45,8 cm (Blattmaß)
53,8 x 42,2 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fus"
Beschriftungen: in der Darstellung: "Die Grotte zu Wilhelmsthal." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "I 51 / No 29" (Graphit)
unten rechts: "Aufg: und gez: Schwalm 2/12 26." (Feder in Braun)


Katalogtext:
Das 1826 entstandene Blatt präsentiert zwei Darstellungen der Wilhelmsthaler Grotte, die von dem Kasseler Hofbaukondukteur Israel Schwalm angefertigt wurden. Während das obere Drittel einer Ansicht der Grotte vorbehalten ist, nimmt eine Grundrißdarstellung den verbleibenden größeren Raum ein.
Die queroval angelegte Grotte ist Teil einer Gesamtanlage mit vorgelagertem Wasserbecken, wobei die Grotte derart in das obere Beckenrund eingepaßt ist, daß die Beckenkante entsprechend dem Grottenumriß einknickt. Der ursprünglich ebenfalls zur Anlage gehörende und auf den Grundrissen von Fünck (Marb. Dep. 8 u. GS 14609) in einem Teilstück sichtbare Wasserkanal war bereits unter Friedrich II. im Jahr 1794 zugeschüttet worden. Um das Grottenbecken ist eine Futtermauer gezogen, die an das Grottenmauerwerk anschließt. Der Übergangsbereich zwischen Grotte und Futtermauer, der sich zwar in das große umfassende Rund eingliedert, ist gestalterisch durch das Einsenken einer Nische auf jeder Seite mit der Grottenausstattung verbunden, die an ihrer Rückwand drei Nischen für Figurenstellungen aufweist. Diese von Volutengiebeln bekrönten Nischen korrespondieren wiederum mit der Grottenfassade durch die drei rundbogigen, bis zum Boden reichenden Fenster. Die geschlossene Mauerfläche wird von einer gerahmten Felderaufteilung gestaltet, die an spätbarocke Innenraumverkleidungen erinnert. Durch den verwendeten Tuffstein sind die Felder materialtechnisch und farblich hervorgehoben. Diesen Effekt versuchte der Zeichner durch die gemalte Marmorierung nachzuvollziehen. Auf dem Grottendach wurde eine Aussichtsplattform angelegt, die durch eine Balustrade angedeutet ist. Die aus schmiedeeisernen Balustern und eingestellten Postamenten für Figurenstellungen gebildete obere Begrenzung setzt sich auch im Bereich der Futtermauer fort. Im Grundriß wird dies durch eine auf die Umfassungsmauer gesetzte schwarze Linie verzeichnet, die von kleinen rosa Quadraten unterbrochen ist.
Von Israel Schwalm, der Ende des Jahres 1826 aus der Position eines Zeichners bei der Hofbaudirektion zum Hofbaukondukteur aufgestiegen war, stammen eine Reihe weiterer Zeichnungen prominenter Gebäude wie des Roten Palais, des Hofverwaltungsgebäudes, des Schlosses Wilhelmshöhe, des Gestüts in Beberbeck sowie - aus der zweiten Hälfte der 1820er Jahre - zahlreiche Entwürfe für Hofbauten (Bidlingmaier 2000, S. 100). Das vorliegende Blatt, das vermutlich als Bauaufnahme fungiert hat, zeigt die für Schwalm typische variantenreiche Farbigkeit, durch die er eine größtmögliche Anschaulichkeit der Darstellung erreichen wollte. Auf dieses Ziel hin ist auch die Wiedergabe des Schattenwurfs einzelner Mauerteile wie der linken oberen Futtermauer ausgerichtet.
Die von Schwalm angestrebte Detailgenauigkeit zeigt sich besonders bei dem Vergleich mit den beiden von Fünck angefertigten Grundrissen aus der Entstehungszeit der Grotte. Vor allem bei der Darstellung von Mauervor- und -rücksprüngen sind Unterschiede festzustellen, wobei die von Schwalm angefertigten eine höhere Maßstabstreue aufweisen. Bezüglich der zeichnerischen Ausgestaltung legte Schwalm größeren Wert auf die plastische Wirkung verschiedener Mauerteile, während Fünck versuchte, die Oberflächenstruktur des Wassers möglichst realistisch darzustellen.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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