3.30.1.1 - Frankfurt a. M., Bauaufnahme von Hofanlagen und Skizze eines Laboratoriums



3.30.1.1 - Frankfurt a. M., Bauaufnahme von Hofanlagen und Skizze eines Laboratoriums


Inventar Nr.: Marb. Dep. 250a
Bezeichnung: Frankfurt a. M., Bauaufnahme von Hofanlagen und Skizze eines Laboratoriums
Künstler: Moritz Landgraf von Hessen-Kassel (1572 - 1632), Zeichner/-in
Datierung: 1629/30
Geogr. Bezug: Frankfurt am Main
Technik: Feder und Pinsel in Braun
Träger: Papier
Wasserzeichen: Jagdhorn (?)
Maße: 32,4 x 20,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der zugeklappten Darstellung (von unten links nach unten rechts, dann weiter nach oben): Erläuterungen "D.Gerson Cantzley zu moritz haus", "Roßkamer hauß", "Brauer hauß", "pferdtstall", "proviant gewölbe", "flogelatti hof", "Der Keller", "Seidensticker", "L.Burkfurdt" (?), "die gasse nach der Carthaus", "Carthäuser hoff", "der alte Arnsburg hoff" (Feder in Braun)
in der aufgeklappten Darstellung (von unten links nach unten rechts): Erläuterungen "gärtlein", "Alhier steht der Neue gebauete hauß", "flogelatti hof" (Feder in Braun)
verso: "43." (Feder Braun)


Katalogtext:
Dieses halbseitig geklappte Blatt enthält zwei Zeichnungen von Frankfurter Stadthöfen sowie eine kleine Skizze eines alchemistischen Laboratoriums. Dazwischen eingelegt war noch ein kleines Beiblatt mit weiteren Grundrissen (Marb. Dep. 250b). Diese Handzeichnungen gehören in den Zusammenhang der von Landgraf Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632) angefertigten Architekturzeichnungen, die zum überwiegenden Teil in der Universitätsbibliothek Kassel - Murhardsche Bibliothek und Landesbibliothek der Stadt Kassel aufbewahrt werden (2° Ms. hass. 107; vgl. Hanschke 1997).
Die Darstellung auf der geklappten Seite zeigt im Hintergrund links den Arnsburger Hof sowie den Karthäuserhof rechts daneben in perspektivischer Ansicht, während die namentlich beschrifteten Gebäude im Vordergrund der Übersichtlichkeit halber im Grundriß angegeben sind. Diese Art der Kombination verschiedener Ansichtsvarianten in einem Darstellungszusammenhang ist charakteristisch für die unbefangene, teilweise recht dilettantische Zeichenweise des Landgrafen, die seinem subjektiven Interesse an der Architektur entsprach. Korrekturen der Gebäudeumrisse im Arnsburger Hof belegen dies anschaulich. In der Grundanlage stimmt dieses Blatt überein mit einer weiteren 1629 datierten Zeichnung des Arnsburger Hofes, die sich in der Murhardschen Bibliothek befindet (2° Ms. hass. 107, Frankfurt 4). Landgraf Moritz hatte nach seiner Abdankung 1627 und dem Zerwürfnis mit seiner Frau Juliane von Nassau zwischen mehreren Reisen zeitweilig seinen Wohnsitz in Frankfurt genommen, bevor er sich endgültig nach Melsungen und Eschwege zurückzog. Die aus dieser Zeit erhaltenen Zeichnungen des Landgrafen von Frankfurt geben kleine Ausschnitte der Altstadt wieder, wobei die Datierungen bis 1630 reichen. Dementsprechend ist auch das vorliegende Blatt 1629/30 zu datieren.
Die Zeichnung auf dem zweiten Blattabschnitt zeigt den Arnsburger Hof von der gegenüberliegenden Seite, wobei die im ersten Blatt im Grundriß dargestellten Gebäude perspektivisch wiedergegeben sind, während wiederum Teile des Arnsburger Hofes im Grundriß erscheinen. Namentlich erwähnt wird hier wie auf dem ersten Blatt der "flogelatti hoff", der auf einem Quartierzettel von 1629 als "der frau floegelatti hauß" erscheint (StAM Best. 4a, 38, 19). Landgraf Moritz schildert also Frankfurter Lokalitäten, die ihm persönlich gut bekannt waren, wobei er in beiden Ansichten noch Maßangaben hinzufügt, die allerdings nicht immer übereinstimmen.
Durch eine Doppellinie abgetrennt, befindet sich im oberen Viertel des Blattes eine weitere Zeichnung, die Einblick in ein kleines alchemistisches Laboratorium mit diversen Öfen und Geräten gibt, daneben sind drei chemische Formeln in der damals üblichen verschlüsselten Weise aufgezeichnet. Moritz der Gelehrte führte eine ausgedehnte alchemistische Korrespondenz und engagierte sich persönlich für die Herstellung von Medikamenten nach alchemistischen Methoden, im 16. Jahrhundert als ‘Chemiatrie' bezeichnet. Überliefert sind Laboratorien des Landgrafen im Schloß und im Lusthaus des Auegartens in Kassel, ein weiteres Laboratorium am Schloß konzipierte er in einem kleinen, einem alchemistischen Kodex eingefügten Blatt (Murhardsche Bibliothek 4° Ms. Chem. 60/1,2,88r; vgl. Katalog Kassel 1997/1, Kat.Nr. 394).
Da man annehmen kann, daß die vorliegende Zeichnung in zeitlichem Zusammenhang mit der darunterstehenden Darstellung des Arnsburger Hofes in Frankfurt nach der Abdankung des Landgrafen ca. 1629/30 entstanden ist, bleibt die Frage nach dem konkreten Zweck der Darstellung offen.
Stand: September 2004 [UH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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