1.64.4.1 - Kassel, Haus Nahl, Bauaufnahme und Entwurf, Aufriß (mit zwei Klappen)



1.64.4.1 - Kassel, Haus Nahl, Bauaufnahme und Entwurf, Aufriß (mit zwei Klappen)


Inventar Nr.: Marb. Dep. 252
Bezeichnung: Kassel, Haus Nahl, Bauaufnahme und Entwurf, Aufriß (mit zwei Klappen)
Künstler: Carl Herrmann (um 1809 - nach 1858), Zeichner/-in
Datierung: 1828
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Feder in Schwarz und Blau, rosa, ocker und gelb laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 45,5 x 64 cm (Blattmaß)
39,5 x 57,7 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: unten rechts: "C. Herrmann / Bau Eleve 10/2 28" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
1771 wurde in der Oberen Königsstraße das Haus des Bildhauers J. A. Nahl vollendet, dessen Entwurf Simon Louis Du Ry zugeschrieben wird. Die reiche Stuckdekoration der Fassade im Rokoko-Stil dürfte jedoch auf den Bauherrn zurückgehen.
Der von "C. Herrmann / Bau Eleve 10/2 28" signierte Aufriß mit zwei Klappen zeigt als Basis zuunterst eine Bauaufnahme des Hauses in seinem originalen Zustand. Charakteristisch ist der fünfachsige dreigeschossige Mittelrisalit mit dem figurenbekrönten Frontispiz, der von zweigeschossigen Fassadenteilen mit drei Fensterachsen gerahmt wird, wobei die äußerste Achse mit den Einfahrtstoren jeweils wieder als Risalit mit Rokokogiebel und gequaderten Ecklisenen ausgebildet ist. Stuckornamente verzieren vor allem den Mittelteil der Fassade, der in der Beletage mit einem Balkon auf Konsolen ausgestattet ist.
Mit der ersten Klappe, die über dem Dach des Ursprungsbaus ansetzt, entwickelt Hermann die Idee für eine Aufstockung der Fassade um ein Vollgeschoß, wobei das dritte Geschoß einfach eingeschoben und die Grunddisposition des Dachbereichs beibehalten wird. Der Verzicht auf Dekoration und die eher klassischen Formen von Giebeln und Mansarden bilden jedoch einen gewissen Widerspruch zum Rokokodekor der alten Fassadenteile.
Um diese Diskrepanz aufzulösen, orientiert sich der Entwurf der zweiten Klappe alternativ sehr deutlich an der Ursprungsfassade. Mittelrisalit und Seitenteile werden um ein Geschoß erhöht, die Rokokodekoration im Dachbereich wird komplett beibehalten, so daß ein homogener Bau entsteht, der erst auf den zweiten Blick die Aufstockung erkennen läßt.
Ob es tatsächlich konkrete Pläne gab, das bekannte Haus am oberen Ende des Friedrichsplatzes aufzustocken, ist nicht bekannt. Der damalig Baueleve Carl Herrmann wurde 1836 Baukondukteur in Kassel und war später mehrfach als Land-, Straßen- und Wasserbaumeister in verschiedenen hessischen Kreisen tätig.
Stand: August 2007 [UH]


Literatur:
  • Illing, Lisa: Selbstinszenierung von Hofkünstlern in einer Residenzstadt. Kassel, 18. Jahrhundert. In: Hirschbiegel, Jan u.a. [Hrsg.]: Repräsentaionen sozialer und politischer Ordnungen in Residenzstädten. Teil 2 Abteilung III (2023), S. 325-364, S. 351, Abbildung S. 749.


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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