2.8.1.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf für das "chinesische" Dorf Mulang, Lageplan



2.8.1.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf für das "chinesische" Dorf Mulang, Lageplan


Inventar Nr.: GS 12498
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf für das "chinesische" Dorf Mulang, Lageplan
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1782
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "IV"
Maße: 24,6 x 33,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fus"
Beschriftungen: unten rechts: "30" (Farbstift in Blau)


Katalogtext:
Die kleine, mit schwarzer Feder gerahmte Skizze zeigt einen Situationsplan des Dörfchens Mulang mit seiner engeren Umgebung im Park Wilhelmshöhe, wobei Anhöhen und Abhänge mit feinen Schraffuren angegeben sind. Deutlich erkennbar sind die wichtigsten Bauten, die auch in späteren Plänen und Ansichten auftauchen, z. B. die bereits 1782 fertiggestellte Pagode sowie die Ställe und Wohnungen auf der Anhöhe unterhalb der hier nicht eingezeichneten Windmühle. Identifizierbar sind auch weitere Gebäude, die hier mit anderen Bezeichnungen versehen sind, nämlich das längsrechteckige "Palais" an der Stelle des Salons bzw. Speisesaals - hier mit halbrunden Annexen im Zentrum ausgestattet -, begleitet von den quadratischen Bauten von Küche und Milchkammer, und die "Metairie" (Bauernhof), identifizierbar als die später von Landgraf Wilhelm IX. genutzte und von ihm sog. “Bagatelle”. Zwei zusätzliche kleine Bauten in der Größe von Milchkammer und Küche, die ebenso wie diese achsensymmetrisch zum "Palais" hin ausgerichtet waren, sind als "office" und "Lavage" bezeichnet. Sie erscheinen aber auf keinem der späteren Pläne.
Interessant sind weitere Einzeichnungen, die Ergänzungen skizzieren. Erkennbar wird eine rechteckige Gartenanlage hinter dem Palais mit halbrund aussschwingendem "Berceau"(Laubengang)-abschluß auf der Seite zur "Bergerie" (Schäferei) hin (vgl. GS 12789). Treppenabgänge führen im Vordergrund zu einem Flußlauf, dem vom höhergelegenen "Styx" abgeleiteten "Kiang" (Paetow 1929, S. 41), der auf dem Porzellantablett von 1785 (Katalog Kassel 1993, Taf. 1) als gondelbefahrene Wasserstraße dargestellt ist. In dem Porzellanbild finden sich auch die beiden seitlichen, in der Zeichnung mit Graphit einskizzierten Pavillons, deren rechter möglicherweise identisch ist mit dem "Chinesischen Zelt", das 1784 unter Benutzung von "Linnen" und "Zwirn" hergestellt wurde (Holtmeyer 1910, S. 292). Bei dem linken Bau handelt es sich möglicherweise um das "Chinesische Häusgen", das Strieder zufolge 1791 abgebrochen wurde (Holtmeyer 1913, S. LIIf.). Die Bauten erscheinen nach 1791 nicht mehr auf den diesbezüglichen Plänen, weshalb man in beiden Fällen von einfachen Holzkonstruktionen geringer Lebensdauer ausgehen kann.
Die Plazierung der Gebäude im Gelände verbindet dieses Blatt mit der Darstellung auf dem Kasseler Porzellantablett, die von J. H. Eisenträger 1785 signiert wurde (Katalog Kassel 1993, Kat.Nr. 7). Die Differenzen allerdings, die in den zusätzlichen Gebäuden, der abweichenden Beschriftung und dem nicht mit den späteren Darstellungen übereinstimmenden Grundriß des Chinesischen Saales zutage treten, sind Indizien dafür, daß der Plan in einer frühen Entwicklungsphase der Siedlung um 1782 entstanden ist. Die darin zum Tragen kommende Tendenz zu einer regelmäßigen, geordneten Disposition der eher zerstreut liegenden Häuser sowie die zusätzliche Gartenanlage hinter dem Palais legen nahe, daß es sich hier um Gestaltungsvorschläge für Landgraf Friedrich II. handelt, der im Oktober 1785 verstarb.
Stand: September 2004 [UH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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