3.28.2.9 - Frankenberg, Liebfrauenkirche, Marienkapelle, Bauaufnahme, Grundriß



3.28.2.9 - Frankenberg, Liebfrauenkirche, Marienkapelle, Bauaufnahme, Grundriß


Inventar Nr.: GS 13555
Bezeichnung: Frankenberg, Liebfrauenkirche, Marienkapelle, Bauaufnahme, Grundriß
Künstler: Georg Rudolph (1813 - 1897), Zeichner/-in
Datierung: um 1830
Geogr. Bezug: Frankenberg (Eder)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, Tusche in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 33,5 x 41 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit Fuß und Zoll
Beschriftungen: unten mittig: "Grundriss der Kapelle." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Blatt V." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "G. Rudolph." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die als fünftes Blatt ausgewiesene Zeichnung gehört zu dem Konvolut mit Bauaufnahmen der Liebfrauenkirche in Frankenberg und zeigt den Grundriß der Marienkapelle.
Noch in den 1870er Jahre war der Kapellenanbau in einem maroden baulichen Zustand, der, wie in einem Schreiben der Königlichen Regierung "Abtheilung für Kirchen- und Schulsachen" an den Königlichen Kreisbauinspektor Berner zu lesen ist, einer "dringenden Abhülfe" bedürfe (StAM Best. 190a Frankenberg, Nr. 64: Serie: Restaurierung der lutherischen Kirche zu Frankenberg, Bd. 1, 19.5.1874). So seien das Mauerwerk im Äußeren zu sichern, Fenster und Dach dicht und sicher herzustellen und im Innern die Erneuerung des Putzes notwendig. Die Verschleppung der notwenigen Arbeiten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war insbesondere durch ein Kompetenzgerangel hinsichtlich der Kostenübernahme zwischen dem Kurfürstlichen Konsistorium und der Oberbaudirektion in Kassel bedingt. Das Konsistorium weigerte sich, die Kosten für die Sanierung zu übernehmen, "weil sie nicht mehr zu den 'Gottesdienstverehrungen' benutzt wird, und nur noch für die Kunst ein Interesse hat" (StAM Best. 53a Oberbaudirektion, Nr. 1011, 2.5.1828). Die Baubestandssicherung wurde schließlich aus dem mobilen Bauetat der Landesregierung bestritten. Landbaumeister Arend, der sich sehr engagiert für den Kapellenbau einsetzte, bemängelte noch 1832 den nicht ausreichenden Etat für die Wiederherstellungsmaßnahmen. Am 30. November 1833 erging schließlich der Beschluß des Ministeriums des Innern an die Oberbaudirektion, daß diese zu verfügen hätte, "daß die zur völligen Wiederherstellung der Kapelle nöthigen Reparaturen noch fordersamst ausgeführt und die selbigen Kosten in den Bauetat von 1834 aufgenommen werden" (StAM Best. 53a Oberbaudirektion, Nr. 1011, 30.11.1833).
Die Marienkapelle wurde zwischen 1370 und 1380 als selbständiger Zentralbau errichtet, der sich nur mit einer Seite eines unregelmäßigen Polygons an die Südostschräge des Südquerschiffarms anlehnt. Die Kapelle, die als das Hauptwerk des Meisters Tyle von Frankenberg gilt, ist ein hochgestreckter, von einem Pyramidendach bedeckter Bau mit weit vortretenden Strebepfeilern und einem reichen Spitzbogenportal mit Tympanonrelief.
Von den schwarz dargestellten Mauerzügen setzte Rudolph die Figurenkonsolen, die alternierend mit den dreilappigen kleinen Elementen der Stabwerkgliederung angeordnet sind, als kleine rosa Rechtecke mit abgeschrägten Ecken ab.
Das Kapelleninnere wird von einer Konstruktion aus Birnstabrippen überwölbt, wobei ein Vorjoch mit Dreistrahlkonstruktion zu der polygonalen Struktur eines 5/8-Schlusses überleitet. Diese komplizierte Konstruktion ist von Rudolph nur angedeutet worden: Sie verblieb in der zeichnerischen Vorstufe als Hilfsliniengerüst in Graphit. Die Rippen, die auf vergleichsweise groß gestaltete Schlußsteine zulaufen, führte Rudolph lediglich in einfach gestrichelter Form aus. Sie lagern auf zierlichen Diensten, zwischen denen Figurennischen mit reich verzierten Konsolen und Baldachinen angeordnet sind. Der Gewölbekonsole an der Nordseite mit ihrem bemerkenswerten Figurenschmuck (GS 13558), den Figurenkonsolen sowie einigen Architekturdetails (GS 13541, GS 13542, GS 13543, GS 13546, GS 13548) sind eigene Darstellungen gewidmet.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Dehn-Rotfelser 1882, S. III


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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