1.38.1.1 - Kassel, "Modellhaus", Bauaufnahme, Grund- und Aufriß



1.38.1.1 - Kassel, "Modellhaus", Bauaufnahme, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: GS 14543
Bezeichnung: Kassel, "Modellhaus", Bauaufnahme, Grund- und Aufriß
Künstler: Friedrich Wilhelm Selig (1749 - 1816), Zeichner/-in
Datierung: um 1810
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, schwarz, grau, hellrot, grün, beige und hellblau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 34,4 x 43 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "pieds de Cassel"
Beschriftungen: in der Darstellung: "(Model-Hauß)"; überklebt: "ELEVATION & PLAN de la CASERNE des CARABINIERS" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Berechungen (Graphit)
verso: "die von Jerôme aus dem Modellhaus / hergerichtete Modellhaus-Kaserne / um 1810" (Graphit)
in der Darstellung: Benennung der Örtlichkeiten und Räume (Feder in Schwarz)
verso: "Museum", "III / E"; "III E 3" (Graphit)


Katalogtext:
Das Blatt aus der Serie der Bauafnahmen von Militärgebäuden durch Friedrich Wilhelm Selig (s. GS 14523) zeigt das ehemalige Modellhaus, das Landgraf Wilhelm IX. 1789 abbrechen und in veränderter Form im Bereich des Kornmarkts am Nordrand der Stadt wiederaufbauen ließ (Holtmeyer 1923, S. 543; Boehlke 1958, S. 109f.). In dem bis dahin unterhalb der Rennbahn beim Schloß gelegene Haus, einem verputzten Fachwerkbau, waren eine Anzahl von Modellen, darunter vor allem dasjenige des berühmten Kaskadenprojekts am Karlsberg (Wilhelmshöhe), untergebracht. Die Objekte wurden an den neuen Standort transloziert. Im Königreich Westphalen wandelte man das Gebäude in eine Kaserne um, wobei die Modelle verlorengingen. In dem Gebäude wurde eine Einheit der Carabiniers untergebracht, die im später überklebten ursprünglichen Titel des Blattes über der Aufrißdarstellung genannt werden ("ELEVATION & PLAN de la CASERNE des CARABINIERS"). Für die neue Nutzung mußte der Grundriß durch Einziehung von Zwischenwänden geändert werden. Die Bauaufnahme zeigt die neue Raumverteilung in zwei Geschossen sowie die zu ergänzenden Bauten für die Küche und die Latrinen im Hof. Bei der Anzahl der Fensterachsen besteht dabei eine Differenz zwischen dem Aufriß und den Grundrissen. Spätere Zeichnungen des Gebäudes aus dem frühen 19. Jahrhundert weisen eine größere Anzahl von Fenstern auf (GS 15646 - GS 15648). Die dünn dargestellten Wände zeigen, daß es sich um einen Fachwerkbau handelte, dessen Konstruktionsweise aus den Aufrissen GS 15646 und GS 15648 hervorgeht. Wie in dieser Zeit üblich, war er jedoch verputzt oder sollte zumindest verputzt werden.
Die Bauleitung lag bei dem Baudirektor Simon Louis Du Ry, der bereits 1780 einen Entwurf für ein neues Modellhaus an anderer Stelle in der Stadt geliefert hatte, der nicht realisiert wurde (Boehlke 1958, S. 107-110; Katalog Kassel 1979, S. 213f., Abb. 281 u. 282; Katalog Kassel 1997/1, S. 118f., Abb. 94 u. 95). Das auf dem Blatt dargestellte Gebäude wirkt wie eine vereinfachte Version dieses älteren Projekts. Für den Standort Kornmarkt liegt ein Entwurf zu einer Synagoge von Du Rys Schüler und Nachfolger Heinrich Christoph Jussow vor, bei dem ebenfalls der halbkreisförmige Platzabschluß bei der Plazierung der Bauten berücksichtigt worden war (Katalog Kassel 1999/1, S. 204, Kat.Nr. 67 u. 68).
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 431-432, Kat.Nr. IX.93.


Letzte Aktualisierung: 08.08.2023



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