1.67.1.2 - Kassel, Martinskirche, Entwurf zur Umgestaltung des Kirchenraums, Längsschnitt



1.67.1.2 - Kassel, Martinskirche, Entwurf zur Umgestaltung des Kirchenraums, Längsschnitt


Inventar Nr.: GS 14628
Bezeichnung: Kassel, Martinskirche, Entwurf zur Umgestaltung des Kirchenraums, Längsschnitt
Künstler: Georg Rudolph (1813 - 1897), Zeichner/-in
Datierung: 1840-1843
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, gelb und grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1840"
Maße: 52,3 x 72 cm zwei zusammengesetzte Blätter (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "C. F."
Beschriftungen: oben mittig: "St. Martinskirche zu Cassel. / Längendurchschnitt nach der Linie A B. des Grundrisses mit Hinweglassung der Emporbühne, und mit Angabe des fürstlichen Standes." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "19,2" (Graphit)
unten mittig: "C. F." (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: verscheidene Anmerkungen und Maßangaben (Graphit)
verso: "IV b. 2 (4)" (Graphit)
verso: "128" (Farbstift in Schwarz)


Katalogtext:
Die aus zwei Blättern zusammengesetzte großformatige Zeichnung läßt sich anhand eines Vergleichs der oben mittig angesetzten Titelzeilen dem Querschnitt GS 12775 zuordnen und kann damit dem späteren Stadtbaumeister Georg Rudolph zugeschrieben werden.
Sichtbar sind die sechs nahezu gleich hohen Gewölbe der dreischiffigen Hallenkirche, an die im Osten ein Chorjoch sowie das 5/8-Polygon und im Westen das breite Turmjoch anschließen. Der aus dem Jahr 1610 stammende Orgelprospekt von Hans Scherer wird im Westen, das prächtige Renaissance-Epitaph Philipps des Großmütigen und seiner Gemahlin Christine von Sachsen im Osten geschnitten. Im Bereich des um zwei Stufen erhöhten Chores sind zwei weitere Ausstattungstücke dargestellt: Als eines der wenigen erhaltenen Ausstattungstücke ist an der nördlichen Chormauer das bronzene Epitaph der Landgräfin Christine von Philipp Soldan aus dem Jahr 1550 ausgeführt. Die spätgotische Abschrankung des Landgrafenstandes ist im östlichsten Joch des Langhauses nach Norden hin sichtbar. Sie war 1565 im Zuge der reformatorischen Umgestaltung des Kirchenraums entstanden, als der Landgrafenstand vom Chor hierher verlegt worden war. Der Stand, der von außen durch eine dort angelegte Treppe zugänglich war, wird vom Mittelschiff durch eine dreiteilige Konstruktion abgetrennt, die sich durch Spitzbögen mit einer Maßwerkgliederung und einer Bekrönung aus dem landgräflichen Wappen und zwei Kreuzen auszeichnet. Vier Fialen überragen die anschließende Brüstung (Walter 1994, S. 120).
Die Darstellung des Kirchenraums erfolgte, so ist der Beschriftung zu entnehmen, ohne die Emporenbühne, aber mit Angabe des fürstlichen Standes. Die übrigen im Kirchenraum vorhandenen Stände waren bereits im Verlauf des Siebenjährigen Krieges von den Franzosen abgebrochen worden, um den Kirchenraum als Lazarett zu nutzen. In den Jahren 1765/66 wurden neue Kirchenstühle angefertigt und eine Erhöhung der Empore vorgenommen (Holtmeyer 1923, S. 169f.). Im Zuge der Instandsetzungsmaßnahmen in den Jahren 1840-1845 wurden die Entfernung von Orgelbühne und Empore sowie die Umsetzung des Landgrafenstands diskutiert. Die Zeichnung entstand offensichtlich vor dem Hintergrund dieser Überlegungen, indem sie einen Eindruck vom Kirchenraum ohne die Empore vermitteln sollte. Eine Durchführung dieser projektierten Maßnahme erfolgte indes nicht. Die Empore erhielt lediglich eine neue Lackierung (Kassel, Landeskirchliches Archiv, Gefach 5, Nr. 5; Gefach 9, Nr. 11; Gefach o. Aktennummer; StAM Best. 315e, III. 1, zit. nach Walter 1994, S. 155).
Dem Titel zufolge hat ursprünglich auch noch ein Grundriß existiert, der aber entweder nicht mehr vorhanden oder nicht mit in die Sammlung gelangt ist.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Walter 1994, Abb. 35


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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