11.1.3.1 - Entwurf (?) zu einem Residenzschloß, Grundriß
11.1.3.1 - Entwurf (?) zu einem Residenzschloß, Grundriß
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Inventar Nr.:
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L GS 15302 |
Bezeichnung:
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Entwurf (?) zu einem Residenzschloß, Grundriß |
Künstler:
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Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
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Datierung:
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um 1812 |
Geogr. Bezug:
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Kassel (?) |
Technik:
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Feder in Schwarz |
Träger:
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Transparentpapier |
Wasserzeichen:
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Maße:
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50 x 33,2 cm (Blattmaß)
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Maßstab:
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Beschriftungen:
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oben rechts: "Bl. 94" (Farbstift in Rot)
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Katalogtext:
Wie bei zwei weiteren ebenfalls auf Transparentpapier ausgeführten Grundrissen Wolffs (L GS 15300 u. L GS 15301) könnte es sich auch bei diesem Blatt um eine Nachzeichnung nach einem Entwurf Grandjean de Montignys für ein neues Residenzschloß für König Jérôme in Kassel handeln. Das Schloß ist auch hier mit einer Front auf einen "Cirque" ausgerichtet, dessen halbkreisförmige Schmalseiten ebenfalls Tore aufweisen. Anders als im Projekt L GS 15301 ist der Platz in diesem Fall von mehreren Sitzreihen umgeben und bildet die Mitte der Gesamtanlage, da an der dem Schloß gegenüberliegenden Seite ein Garten mit halbkreisförmigem Abschluß vorgesehen ist. Dessen regelmäßige Gliederung durch quadratische Felder mit runden Fontänenbecken, die einen breiten Mittelbereich mit Statuenreihen (?) flankieren, erinnert an einen anderen Entwurf Grandjeans aus der 'westphälischen' Zeit für eine kleinere Residenz (Katalog Boulogne-Billancourt 1988, S. 34, Nr. 21).
Der Schloßkomplex besteht aus zwei gleich großen längsrechteckigen Kompartimenten, die durch zwei dreifach überkuppelten Verbindungstrakte miteinander verbunden sind. Damit entsteht in der Mitte des Bauwerks ein großer quadratischer Hof, der von Säulenportiken umrahmt ist. Der am "Cirque" gelegene Bauteil ist um zwei kleinere Innenhöfe gruppiert und, wie der Gesamtkomplex, nahezu vollkommen achsensymmetrisch konzipiert. In der Mittelachse folgt auf den sechssäuligen Portikus, der den Hauptzugang am Platz akzentuiert, eine repräsentative Raumfolge mit einer breiten zweiläufigen Treppe zwischen zwei Kuppelräumen. Eine weitere Treppenanlage, diesmal zweiarmig von einem in der Mittelachse situierten Raum ausgehend, findet sich im hinteren Bereich des Palastes. Dieses Treppenhaus beansprucht ein Drittel des Quertrakts, der zusammen mit zwei Flügelbauten, in denen die Kapelle und das Theater untergebracht sind, einen weiteren großen Innenhof umgibt. Die vierte Seite ist durch einen Portikus geschlossen. Theater und Kapelle sind damit, im Kontrast zum Entwurf L GS 15301, deutlich von dem vorderen Palastbezirk separiert. Der Schloßbau wird auf zwei Seiten von Treppenläufen begleitet, was als weiteres Indiz für den vorgesehenen Standort auf dem Weinberg seitlich der Wilhelmshöher Allee interpretiert werden kann, da das dortige Gelände nach Süden hin ansteigt.
Wie L GS 15301 kommt auch dem vorliegenden Blatt eine besondere Bedeutung wegen der Überlieferung eines bislang nicht bekannten Vorentwurfs für den projektierten Neubau des Residenzschlosses in Kassel zu, der wahrscheinlich von Grandjean de Montigny entworfen worden ist.
Stand: Mai 2005 [GF]
Literatur:
unpubliziert
Letzte Aktualisierung: 08.09.2017