12.2.13.1 - Entwurf für einen Konzertsaal oder ein Theater nach Grandjean de Montigny, Studienblatt, Grundriß (Nachzeichnung)



12.2.13.1 - Entwurf für einen Konzertsaal oder ein Theater nach Grandjean de Montigny, Studienblatt, Grundriß (Nachzeichnung)


Inventar Nr.: L GS 6983
Bezeichnung: Entwurf für einen Konzertsaal oder ein Theater nach Grandjean de Montigny, Studienblatt, Grundriß (Nachzeichnung)
Künstler: Johann Heinrich Wolff (1792 - 1869), Zeichner/-in
Datierung: 1810/11
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau und rot laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Bienenkorb darüber "(HO)NIG" (angeschnitten)
Maße: 27,3 x 61,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 217" (Feder in Rot)


Katalogtext:
Zu den neuen Bauaufgaben für die Hauptstadt des "Königreichs Westphalen" gehörte die Einrichtung eines repräsentativen Saales für die Ständeversammlung ("Palais des Etats"). 1808 beauftragte deshalb König Jérôme seinen ersten Hofbaumeister Grandjean de Montigny damit, das Museum Fridericianum dementsprechend umzugestalten (Holtmeyer 1923, S. 253ff.). Dieser dokumentierte die vorgenommenen Veränderungen nach Fertigstellung des Umbaus 1810 in einem eigenen Stichwerk (Grandjean de Montigny 1810). Grandjeans Eingriffe konzentrierten sich auf das Zentrum des Gebäudes, wo er das rückwärtig angelegte Haupttreppenhaus durch einen halbkreisförmigen Anbau mit Sitzreihen zu einem Ständesaal umbaute. Vorbild war der gattungsprägende Saal der "Assemblèe National" in Paris (Saal der Fünfhundert), entstanden aus einem Umbau des Palais Bourbon in den 1790er Jahren durch Gisors und Leconte, der in der Gestaltung als Hemizyklus unmittelbar auf den anatomischen Lehrsaal der "École de Chirurgie" von Gondoin und in weiterem Sinn auf antike Theaterbauten zurückgriff (Braham 1980, S. 256).
Johann Heinrich Wolff, der in seinen Lebenserinnerungen seine Mitarbeit an diesem Projekt erwähnt ("Beide [Grandjean und Klenze] hatten, durch ihre Geschäftsverbindungen mit meinem Vater auf mich aufmerksam geworden, so jung ich war, mich häufig zu ihren Bauarbeiten herangezogen, auch zu Bauausführungen, z. B. des Ständesaales hinter dem Museum", Wolff 1899, S. 246), isoliert in seiner Grundrißstudie den Ständesaal und ergänzt ihn im Bereich der Vorhalle mit seitlichen Anbauten zu einem eigenständigen Gebäude für Konzerte oder Theateraufführungen, wie die Skulptur des Apoll in dem wahrscheinlich zugehörigen Fassadenaufriß L GS 15260 nahelegt. Der Grundriß des Erdgeschosses - rechts auf dem Blatt - zeigt die gegenüber dem Vorbild etwas veränderten Proportionen: die zentrale Vorhalle nimmt nun fast die gesamte Breite des halbkreisförmigen Anbaus mit den Sitzreihen ein. Im rechten Anbau ist das dreiläufige Treppenhaus untergebracht, während auf der linken Seite Empfangs- und Versammlungsräume liegen sollten. Im Obergeschoß ist das Gebäude hinter der gesamten Breite des Portikus als offene Galerie gestaltet, die um den zentralen quadratischen Saal über der Vorhalle im Erdgeschoß herumführt. Graphiteinzeichnungen geben hier in weiten Bereichen das Fußbodenmuster vor.
Die noch recht ungelenke Ausführung sowie die Strichproben und Skizzen in der Mitte des Blattes bekräftigen die Vermutung, daß es sich hier ebenso wie bei dem zugehörigen Blatt L GS 15260 um eine Studie Wolffs aus seiner frühen Lehrzeit in Kassel bei Grandjean de Montigny und Klenze handelt. [UH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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