12.7.3.2 - Idealprojekt eines kreuzförmigen Kirchenbaus, Grundriß



12.7.3.2 - Idealprojekt eines kreuzförmigen Kirchenbaus, Grundriß


Inventar Nr.: L GS 13777
Bezeichnung: Idealprojekt eines kreuzförmigen Kirchenbaus, Grundriß
Künstler: Simon Louis Du Ry (1726 - 1799), Zeichner/-in
Datierung: um 1750
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, schwarz laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Lilie über Wappen mit Schrägbalken
Maße: 29,7 x 43,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "S L Dury fec" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: "Autel", "Orgues", "Chaires" (Feder in Grau)


Katalogtext:
Zu den Studienblättern, in denen sich Simon Louis Du Ry mit Zentralbauten sakraler oder profaner Zweckbestimmung beschäftigte (vgl. GS 13775, GS 13782, L GS 13824, L GS 13839), gehört ein Entwurf für eine Kirche auf kreuzförmigem Grundriß. Die vier gleich langen Kreuzarme sind innen und außen gleichförmig ausgebildet und an drei Enden durch Portale zugänglich. Die vierte Seite enthält den vor einer Fensternische stehenden Altar. In den Zwickeln der Kreuzarme befinden sich vier Diagonalräume mit jeweils unterschiedlichen Grundrißlösungen. Zwei der Räume sind für die Unterbringung der Kanzel und der Orgel vorgesehen. Aus den in mehreren Varianten angeordneten Wendeltreppen ist auf zusätzliche Emporengeschosse zu schließen. Die beiden verbleibenden Diagonalräume könnten als Logen interpretiert werden.
Aus der Verbindung der kreuzförmig angeordneten Langräume in den orthogonalen Achsen mit den kleinen Annexen in den Diagonalen ergibt sich ein achteckiger Zentralraum, dessen Seiten ungleichmäßige Länge haben. Die Aufstellung der Bänke bzw. Kirchenstände folgt der Architektur, indem sie in den Kreuzarmen beidseitig der Mittelgänge und im Zentrum in diagonaler Ausrichtung vorgesehen ist. Auf die dadurch stellenweise entstehenden schwierigen Sichtverhältnisse hat Boehlke aufmerksam gemacht (Boehlke 1958, S. 43). Das Projekt läßt die Bemühungen Du Rys erkennen, den Bautypus der protestantischen Predigtkirche mit einer originellen und anspruchsvollen Architektur zu verknüpfen. Als eine Anregung könnte dabei der Grundriß der Kirche Madonna di Superga bei Turin gedient haben, von der Du Ry eine Zeichnung angefertigt hat (GS 10745).
Die sauber ausgeführte Zeichnung ist sorgsam auf dem Blatt angeordnet, mit einer Rahmung versehen und auch signiert. Diese Bemühung um eine sorgfältige und gefällige Darstellung kennzeichnet auch einen der anderen Zentralbauentwürfe des Architekten, den Grundriß des Idealprojekts zu einem kreisförmigen Sakralbau (L GS 13775). Möglicherweise sind beide Zeichnungen als Teil einer ursprünglich größeren Zahl von Blättern anzusehen, in denen Du Ry das Thema Zentralbau, das ihn offenbar zeitweilig besonders beschäftigte (Boehlke 1958, S. 43), in verschiedenen Varianten ausformulierte.
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
Boehlke 1958, S. 43 u. 188; Boehlke 1980, S. 21


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum