4.32.1.1 - Karlsruhe, Bauaufnahme von Schloß, Stadt und Garten im Hardtwald, Plan



4.32.1.1 - Karlsruhe, Bauaufnahme von Schloß, Stadt und Garten im Hardtwald, Plan


Inventar Nr.: L GS 14038
Bezeichnung: Karlsruhe, Bauaufnahme von Schloß, Stadt und Garten im Hardtwald, Plan
Künstler: Johann Carl Hemeling (1702 - vor 1738), Zeichner/-in
Datierung: 1724
Geogr. Bezug: Karlsruhe
Technik: Graphit, Feder in Grau, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 31,8 x 45,9 cm (Blattmaß)
26,6 x 40,4 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Schu."
Beschriftungen: in der Kartusche: "CAROLSRUH / HAT MAN DEN 28 IANUAR / 1715 ANFANGEN AUSSZUSTO / CKEN, DARAUF IST DEN 15 / IUNII E:AN. DER GRUND / STEIN ZUM SCHLOSS TURN / GELEGET UND DABEY / DER ORDEN DER TREUE / GESTIFTET / WORDEN." (Feder in Schwarz)
oben links: "17.) Carvacchi" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "N. 12" (Feder in Schwarz)
unten rechts: "I. Charles Hemeling / a. 1724." (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Erläuterungen (Feder in Schwarz und Grau)
verso: "N. 12" (Feder in Schwarz)
verso: "Carls Ruhe im baaden Durlach" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die 1724 datierte Zeichnung zeigt die planmäßige Anlage des Schloßbezirks von Karlsruhe, in dessen Zentrum der Schloßturm steht, umschlossen von einer breiten Allee, die gleichzeitig die Grenze des "Thier und Fasanengarthen" bezeichnet. Markgraf Karl Wilhelm von Baden ließ nach der Grundsteinlegung 1715 das grundlegende System von 32 Alleen, die sternförmig nach allen Seiten ausstrahlen, in die Jagdgründe des Hardtwalds schlagen, wobei die südlich gelegene breite Landstraße von Durlach nach Mühlburg quasi die Basis des geometrischen Gerüstes bildet. Diese Geländegliederung bestimmte alle weiteren Entwürfe für Bauten und Gärten in diesem Bereich (vgl. Stratmann-Döhler 1996).
Ungefähr ein Drittel der gerahmten Zeichnung nimmt die Beschriftung auf der rechten Seite ein. In einer sorgfältig wiedergegebenen Inschriftentafel in Gestalt einer Ädikula-Nische mit Segmentbogen, bekrönt von der Gestalt eines geflügelten Puttos mit Fanfaren, ist eine Platte mit folgendem Text wiedergegeben: "CAROLSRUH / HAT MAN DEN 28 IANUAR / 1715 ANFANGEN AUSSZUSTO / CKEN, DARAUF IST DEN 15 / IUNII E:AN. DER GRUND / STEIN ZUM SCHLOSS TURN / GELEGET UND DABEY / DER ORDEN DER TREUE / GESTIFTET / WORDEN." Eine als "trompe l'oeil" gestaltete Schriftrolle darunter enthält die Legende zu den Buchstaben im Plan.
Der sorgfältig kolorierte Plan zeigt den zentralen Schloßturm, eingerahmt von 24 im Kreis angeordneten kleinen Häusern zwischen den sternförmig ausstrahlenden Alleen. Diese Pavillons hatten unterschiedliche Funktionen: Badehaus, Hofapotheke, Schlacht-, Sud- und Waschhaus, Räucherkammer, Brunnenhaus sowie Vogelvoliere, Hundehaus etc. Der Turm war durch einen Gang verbunden mit dem Corps de Logis des von Friedrich von Batzendorff konzipierten Schlosses, dem das Opernhaus und der "Herrschaftliche Flügel" jeweils im stumpfen Winkel angefügt sind. Die Fluchtlinien der Seitenflügel bilden die Begrenzung der entlang von sieben Radialalleen angelegten Stadt. Vor dem Ehrenhof folgt nach Süden hin der Lustgarten, der von Orangerie und Marstall in Verlängerung der Schloßflügel begrenzt wird. Die Felder des Lustgartens mit Boderieparterres und Bosketten folgen nicht dem vorherrschenden System von radialen Strahlen, sondern bilden verschieden große Rechtecke, an den Seiten ergänzt durch dreieckigen Zwickeln. Das südliche Ende des Gartens wird eingefaßt von einer Allee, deren Viertelkreisbogen dem großen Kreisbogen der äußeren Allee folgt. An dieser Straße liegen die dem Hof vorbehaltenen "Circulhauser", die sich ebenso wie die "Gemeinehauser" für die Bürgerschaft dem Verlauf der Straßen anpassen. Die rechtwinklig zur alten Landstraße angelegte Hauptachse, die den Lustgarten und die Bebauung durchschneidet, endet jenseits der Landstraße bei der Kirche und dem Marktplatz, quasi dem Gegengewicht zum Schloß. Die lutherische Konkordienkirche diente als Pfarrkirche, aber auch als Grablege des Fürstenhauses (vgl. Katalog Karlsruhe 1990, S. 314f.). An der Rückseite des Schlosses, jenseits des Pavillonkreises, beginnt der Tier- und Fasanengarten, wobei der östlich gelegene Fasanengarten mit der Fasanerie schon vor der Anlage von Schloß und Garten existierte.
In dieser außerordentlich regelmäßig konstruierten Anlage, die 1718 mit dem Einzug des Markgrafen in das Schloß in den Grundzügen fertiggestellt war, wird eine "Eremitage" im Wald mit einer offiziellen Residenz einschließlich zahlreicher Verwaltungsbauten verbunden. Die gleichmäßige Blockrandbebauung vor sowie der Wildpark hinter dem Schloß sorgten dabei für eine Abgrenzung von der Bevölkerung, was Markgraf Carl die im Namen schon propagierte 'Ruhe' garantierte.
Der Architekt und Ingenieur Johann Carl (Charles) Hemeling, der das Blatt mit der Jahreszahl 1724 signierte, war an mehreren Projekten zum Ausbau des Karlsruher Schlosses beteiligt, er lieferte u. a. Entwürfe für die Menagerie (1723) und die Orangerie (1724/25) (neben anderen Zeichnungen im Generallandesarchiv Karlsruhe befindlich, für die diesbezügliche Auskunft danke ich Dr. John). Einen weitgehend übereinstimmenden Stadtplan mit detaillierter Beschriftung zeichnete er bereits 1720 (signiert "a Dourlac 1720 Johann Carl Hemeling fecit", Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Planslg. Nr. 155). Die Vereinfachung der Beschriftung und die schwarze Rahmung legen die Vermutung nahe, daß der Kasseler Plan für einen bestimmten Zweck, möglicherweise als Vorlage für einen Kupferstich, gedacht war. Zusammen mit anderen Karten ist er 1837 aus dem Besitz von Oberfinanzrat Carvacchi an den Verein für hessische Geschichte und Landeskunde gekommen (vgl. Zeitschrift des Vereins für für hessische Geschichte und Landeskunde 1, 1837, S. XXXIII, Nr. 15).
Stand: September 2004 [UH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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