12.11.9.2 - Konstruktionsskizzen gotischer Architekturdetails



12.11.9.2 - Konstruktionsskizzen gotischer Architekturdetails


Inventar Nr.: Marb. Dep. 249,37
Bezeichnung: Konstruktionsskizzen gotischer Architekturdetails
Künstler: Georg Gottlob Ungewitter (1820 - 1864), Zeichner/-in
Datierung: 1850-1860
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 26 x 21 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: Erläuterungen (Graphit)


Katalogtext:
Auf dem Blatt befinden sich Darstellungen in Form eines Horizontalschnitts durch einen Bündelpfeiler, die Ansicht eines abgekragten Gewölbeanfängers sowie verschiedene Konstruktionsskizzen mit erläuternden mathematischen Formeln. Wie Marb. Dep. 249,3 ist auch hier ein Zusammenhang mit Ungewitters "Lehrbuch der gothischen Constructionen" (1859-1864) zu vermuten. So ist eine ähnliche Form eines Gewölbeanfängers auf Taf. 10, Abb. 254a dargestellt. Im Text findet sich dazu folgende Erklärung:
"Die ganze Anlage hat neben jenem constructiven noch einen ästhetischen Vortheil, dass sie der eigentlichen Funktion des Rippenanfangs, der Vereinigung der verschiednen getrennten Rippen in einem Werkstücke, der verschiedenen Schubkräfte nach dem einheitlichen Pfeiler hin einen verstärkten Ausdruck verleiht. Sie ist der verschiedensten Modificationen fähig, je nach der Grösse des Winkels, unter welchem sich die Bögen [...] treffen. […] Der Grundriss des Rippenanfanges ist mehr oder minder genau irgend einer regulären Grundform einbeschrieben, [...] Er erfordert demnach mindestens die derselben Grundform entsprechende Masse des Werkstückes an seinem unteren Lager: hiernach konnte es immer überflüssig erscheinen, die zwischen den einzelnen Rippen sich bildenden Vertiefungen in den runden oder polygonen Kern hineinzuarbeiten" (Ungewitter 1859-1864, S. 115).
In der Tradition von Hoffstadts "Gothischem ABC-Buch" (1840) und Heideloffs "Der kleine Altdeutsche" (um 1850) schuf Ungewitter hier ein theoretisches Lehrbuch des gotischen Baustils, das ein architekturtheoretisches Konzept in einer bauhistorischen Abhandlung entwickelt. Dabei werden geometrische Konstruktionen als Hilfsmittel für die Formbildung vorgestellt. Bereits Hoffstadt war so verfahren und hatte in der Folge ein Methode entwickelt, die aus geometrischen Figuren Grundformen ableitet, die dann vom Grundriß auf den Aufriß übertragen werden (B. Evers in: Architekturtheorie 2003, S. 636). So dogmatisch verfährt Ungewitter nicht, vergleichbar ist aber sein Ansatz, der darin besteht, allgemeine Gesetzmäßigkeiten der gotischen Form- und Konstruktionsbildung aufzustellen.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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