3.76.6.18 - Marburg, "Alte Universität", perspektivische Ansicht der Ostseite mit Entwurf für die Aula



3.76.6.18 - Marburg, "Alte Universität", perspektivische Ansicht der Ostseite mit Entwurf für die Aula


Inventar Nr.: Marb. Dep. II, 26
Bezeichnung: Marburg, "Alte Universität", perspektivische Ansicht der Ostseite mit Entwurf für die Aula
Künstler: Carl Wilhelm Ernst Schäfer (1844 - 1908), Architekt/-in
Datierung: 15.11.1875
Geogr. Bezug: Marburg
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau laviert
Träger: Papier (auf Leinen aufgezogen)
Wasserzeichen: -
Maße: 75,3 x 129 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "M"
Beschriftungen: oben mittig: "Plan des Universitaetsbaues in Marburg: Ostseite / der Aula mit der reformierten Kirche." (Feder in Schwarz, Rot und Blau)
oben links: "Inv. IV. b. 1. Nr. 101" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "H." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Marburg, den 15. Nov. 1875 / Schäfer" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Der großformatige, sehr sorgfältig auf dem Blatt arrangierte "Plan des Universitaetsbaues in Marburg: Ostseite / der Aula mit der reformierten Kirche", mit dem Buchstaben "H" und der Signatur und Datierung Schäfers als Teil der Serie von 1875 gekennzeichnet, gibt eine perspektivische Ansicht der gesamten Anlage der Universität von Osten.
Der Aulaflügel erhebt sich über besonders hohen Futtermauern, da hier der Geländeabfall am stärksten ist. "Die der Bodenbewegung zu dankende beherrschende Lage des Gebäudes wird klar, wenn erwähnt wird, daß bereits der unterste Fußboden im Flügel acht Meter über dem Straßenpflaster sich befindet", schreibt Schäfer in seinem Aufsatz von 1888 (Schäfer 1910, S. 384) und fährt fort: "Die Entwicklung der Außenseiten anlangend hat man sich bemüht, durch die Herbeiführung von Gegensätzen zu wirken und beispielsweise über schlichtem und geschlossenem Unterbau die äußere Langwand der Aula mit wenigen großen Fenstern stark durchbrochen." Die Gestaltung dieser drei großen Fenster im ersten Geschoß - gedrückte Spitzbogenfenster, zusammengesetzt aus zwei dreibahnigen genasten Lanzetten mit Dreiblattmotiv im Bogen sowie einem Kleeblattfenster im Zwickel - erinnert deutlich an die Rayonnant-Maßwerkfenster der Querhausfassaden französischer Kathedralen (vgl. z. B. St. Etienne in Meaux; Binding 1989, Abb. 66) und prägt die Ostfassade ganz wesentlich. In Verbindung mit den spitzbogigen Drillingsfenstern im ersten Geschoß und der alten Klosterkirche an der Nordseite, die durch einen schmalen Zwischenbau mit dem Aulaflügel verbunden ist, erhält diese Seite des Baukomplexes so einen betont würdevollen, sakralen Charakter. In dieses Konzept paßt auch der südliche Anbau mit dem Rosettenfenster im ersten Geschoß.
Der Vergleich mit der 1891 von Zölffel veröffentlichten gleichartigen Ansicht des realisierten Baues belegt, daß der jetzt unterhalb des ersten Fensters plazierte Erkervorbau Schäfers Vorstellung in diesem Punkt verunklärt. Einer Vereinheitlichung der Fassade wirkt auch der Geschoßtausch im Anbau entgegen, wo nun der hohe Promotionssaal im ersten Geschoß untergebracht ist, wodurch das ehemals durchlaufende Gesims deutlich verspringt. Diese wesentlichen Veränderungen gingen offensichtlich auf Forderungen von Universitätsseite zurück.
Stand: August 2007 [UH]


Literatur:
Schuchard 1979, Kat.Nr. 35; Stamm-Burkart 2003, Abb. 18


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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