12.2.10.15 - Idealentwurf für eine Hafenanlage, Studienblatt, Gesamtansicht

Katalogtext:
Das extrem großformatige Blatt zeigt auf fast 2 m Länge den Aufriß der ausgedehnten Hafenanlage, die in GS 14916 im Grundriß wiedergegeben ist. In feiner Federzeichnung mit feinabgestuften Lavierungen setzt Leonhard Müller die Ideen um, die er in den vorbereitenden Studien GS 15988, GS 15989, GS 15905, GS 15990 und GS 15568 entwickelt hat. Bestimmend ist auch hier das zentrale Kuppelgebäude im Hintergrund, das von Kolonnaden, die die hochaufragenden Leuchttürme im Vordergrund hinterfangen, eingerahmt wird. Auf der vorderen Darstellungsebene liegen die beiden Stirnseiten der seitlichen Magazingebäude, die ebenso wie das Hauptgebäude eine eigene Schiffsanlegestelle erhalten, welche durch die seitliche Abtreppung und die Liegefiguren von Meeresgöttinnen (?) zusätzliche Betonung erfahren. Die gesamte Architektursprache, die der Antike entlehnten konstruktiven Teile Säule, Gebälk und Kuppel, wie auch die dekorative Ausschmückung durch Brunnen und an antike Altäre erinnernde Feuerstellen sowie die Leuchttürme in der Art von Ehrensäulen, orientiert sich an dem Vokabular der Entwürfe, die in den 80er und 90er Jahren für die Wettbewerbe an der Pariser "École d'Architecture" angefertigt wurden (vgl. Pérouse de Montclos 1984). An der Kasseler Akademie wurde offensichtlich noch zu Müllers Studienzeit nach dem Pariser Vorbild unterrichtet, was u. a. auch die erhaltenen Nachzeichnungen nach Krafft und Ransonette (GS 15968, GS 15969, GS 15970) belegen.
Stand: August 2007 [UH]