4.55.1.1 - Skizzenblatt mit Helmbekrönungen (Stiftskirche Liebfrauen in Oberwesel, St. Michaelskapelle in Kiedrich, sog. Hochkreuz in Friesdorf), Aufriß



4.55.1.1 - Skizzenblatt mit Helmbekrönungen (Stiftskirche Liebfrauen in Oberwesel, St. Michaelskapelle in Kiedrich, sog. Hochkreuz in Friesdorf), Aufriß


Inventar Nr.: GS 14445
Bezeichnung: Skizzenblatt mit Helmbekrönungen (Stiftskirche Liebfrauen in Oberwesel, St. Michaelskapelle in Kiedrich, sog. Hochkreuz in Friesdorf), Aufriß
Künstler: Leonhard Müller (1799 - 1878), Zeichner/-in, fraglich
Datierung: um 1835
Geogr. Bezug: Oberwesel, Kiederich, Bad Godeberg
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 18 x 24,4 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten: "Kirchtum zu Oberwesel / am Rheingau / zu Kiderick im Rheingau. / Hochkreuz am Rhein / bei Godesberg." (Graphit)


Katalogtext:
Die aus dem Nachlaß von Leonhard Müller stammende Zeichnung könnte als Vorarbeit für die Planung der Kirche in Obergeis angesehen werden. Der Kirchturm der 1308 begonnenen Stiftskirche Liebfrauen in Oberwesel gibt eine ähnliche Lösung vor, wie sie von Müller in Rahmen seines Entwurfs ausgearbeitet wurde (s. GS 8273). Allerdings hatte Müller eine einfachere Konstruktion vorgesehen, die die polygonalen Ecktürmchen in die Helmbekrönung integriert. Bei der Liebfrauenkirche markieren die achteckigen Ecktürmchen dagegen den Ansatz des zweigeschossigen Turmoktogons (KD Rhein-Hunsrück-Kreis 1997, S. 112 u. 140). Gegen die Zuweisung an Müller sprechen zudem die als weiche Graphitzeichnung angelegte Darstellung und der Schrifttyp, der von den bekannten Beschriftungen Müllers abweicht.
Die besondere Form einer spätgotischen Maßwerkbekrönung begründete vermutlich die beiden daneben angeordneten Darstellungen. Der durchbrochene Steinhelm der offenen Maßwerklaterne, die hier skizziert ist, erhebt sich an der westlichen Giebelwand über dem achteckigen schmalen Treppenturm der Totenkapelle St. Michael in Kiedrich. Der zwischen 1434 und 1444 entstandene spätgotische Bau stellt durch seinen ungewöhnlich reichen Dekor ein besonderes Beispiel dieser Baugattung am Rhein und in Hessen dar (Dehio Hessen 1982, S. 429; s. a. KD Rheingaukreis 1965, S. 232-235).
Nicht maßstabsgetreu und in direktem Nebeneinander mit dem Kirchturm und dem Treppenturmhelm daher übermäßig groß erscheint die Bekrönung des 11 m hohen Wegekreuzes. Der um die Mitte des 14. Jahrhunderts unter dem Einfluß der Kölner Dombauhütte errichtete gotische Pfeiler setzt sich aus einem Unter- und einem zurückspringenden Obergeschoß zusammen. Von dem Untergeschoß sind hier nur die bekrönenden Wimperge der Spitzbogenblenden und die Eckfilialen sichtbar. Das gleich aufgebaute Obergeschoß wird hier mit der Spitzhelmbedachung und der Kreuzbekrönung dargestellt, wie es sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch präsentierte. Aufgrund starker Verwitterungen wurde das Kreuz 1859 nach dem Entwurf von Dombaumeister Zwirner völlig erneuert und im Zuge dieser Maßnahme mit einer steilen Fiale und einer doppelten Kreuzblume bekrönt (KD Rheinprovinz 1905, S. 569f.; Fig. 182: Ausschnitt aus der Lithographie "Das hohe Kreuz bei Bad Godesberg" von P. Schreffer nach A. Meyer, Anfang 19. Jh.). Seit 1979 befindet sich das Kreuz im Rheinischen Landesmuseum Bonn.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 29.06.2022



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